Kompakt

Knochen lügen nicht, das weiß die Rechtsmedizinerin Carina Kyreleis am besten. Der Auftakt rund um die lebensechte Heldin überzeugt durch Münchner Lokalflair und eine aktuelle Verbindung zur deutschen Vergangenheitsbewältigung.

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Stephanie Fey – Die Gesichtslosen
Autor Stephanie Fey
Verlag Heyne
Erschienen November 2011
ISBN  978-3-453-43586-5
Seitenanzahl 368 Seiten

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Inhalt

„La urraca“, die Elster, der Totenvogel, wird Carina Kyreleis von den mexikanischen Ureinwohnern genannt. Die Knochen- und Mumienexpertin kehrt nach längerer Zeit in Südamerika in ihre Heimatstadt München zurück, wo sie ein Job als Rechtsmedizinerin erwartet. Dass sie diesen eigentlich ihrem Vater, dem erfolgreichen Ermittler bei der Kriminalpolizei, verdankt, trübt ihre Vorfreude. Doch als sie ihm bei einem Fall helfen darf, in dem der Täter seinen Opfern das Gesicht stiehlt, ist ihre Neugierde geweckt …  Dabei begegnet sie auch Luise Salbeck, die ihre vermeintlich tote Schwester lebendig glaubt. Carina Kyreleis soll ihr helfen, diese These zu beweisen – aber damit wirbelt die Rechtsmedizinerin mehr Staub auf als ihr lieb ist.

Stil und Charaktere

Stephanie Fey beginnt ihren Serienauftakt um die taffe Rechtsmedizinerin thrilleresk und packend mit einem Prolog, in dem sie ihre Heldin vorstellt, samt einem ersten Kapitel, in dem der Täter zu Wort kommt. Dieser ist wie es sich für dieses Genre gehört sehr eigen, und glaubt, eine Forelle säße in seinem Kopf und bringe diesen in Unordnung. Dass das keine harmlose Spinnerei ist, wird bereits auf den ersten Seiten klar …

Die Handlung wird in drei Stimmen wiedergegeben: Carina Kyreleis, die Protagonistin, der Täter, dessen Identität erst später geklärt wird, und Rosa Salbeck, die ihre Geschichte in Retrospektive berichtet. Alle drei erzählen aus der dritten Person, wobei die Autorin stets nah am Charakter verbleibt und jeder Figur ihre persönliche Ausdrucksweise verleiht. Die Geschichten sind geschickt miteinander verwoben, sodass der Leser teilweise bewusst in die Irre geführt wird, was besonders im Finale zu Überraschungen führt.

Bis zum Ende steigt die Spannung kontinuierlich an und kulminiert in einem actionreichen, aber leider zu kurz geratenen Finale. Dieses lässt einiges offen, da die Fäden eher lose zusammengeführt werden und die Autorin vorrangig auf das Schicksal der Protagonistin eingeht. Die Verknüpfungen zwischen den drei Handlungssträngen gehen zwar auf, allerdings verbleiben für meinen Geschmack zu viele Hintergrundinfos im Dunklen. Dafür punktet die Rechtsmedizinerin mit ihren Ecken und Kanten, die sie situationsbedingt nicht immer sympathisch da stehen lassen.

Mit dem Schicksal von Rosa Salbeck greift die Autorin einen Fall aus der aktuellen deutschen Vergangenheit auf. Die Westspionin erfährt brisante Details zur Ermordung des Deutsche-Bank-Vorstandssprechers Alfred Herrhausen – einem Fall, der bis heute ungeklärt ist. Stephanie Fey liefert mit ihrer Interpretation inspirierendes Material für alle Verschwörungstheoretiker. Für Unwissende bzw. mit der DDR Unvertraute ist die Geschichte rund um dieses Ereignis schwerer zu verstehen. Nichtsdestotrotz regt sie dazu an, sich mit der dritten Generation der RAF und den Themen Terror/Spionage in der DDR auseinanderzusetzen.

„Die Gesichtslosen“ ist klar strukturiert, realistisch, ohne Schnickschnack erzählt und kommt ganz ohne dramatische Amerikanisierung à la „CSI“ aus. Genau das macht den Thriller zu einer unterhaltsamen Lektüre, die neugierig auf die weiteren Bände – und Carina Kyreleis‘ Abenteuer – macht.

Aufmachung

Das Taschenbuch besitzt ein schlichtes, in schwarz-weiß gehaltenes Cover, das eine Elster zeigt. Schade ist, dass dieser Stil nicht bei den weiteren Bänden beibehalten wird.

Die Handlung umfasst 67 Kapitel sowie einen Prolog und Epilog. Die Kapitel sind in sechs Tage unterteilt, die durch eine eigene Seite, die mit einem Zitat ausgestattet ist, auch optisch getrennt werden. Ganz am Ende befinden sich ein Nachwort, eine Danksagung und ein Quellennachweis der Zitate.

Reihenfolge

1. Die Gesichtslosen
2. Die Verstummten
3. Die Zerrissenen

Ähnliche Titel

Tempe-Brennan-Romane von Kathy Reichs; Rizzoli-Isles-Romane von Tess Gerritsen; „Abgeschnitten“ (Sebastian Fitzek, Michael Tsokos – Thriller);

Herzlichen Dank an Heyne für das Rezensionsexemplar.

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