Kompakt

Ein aufrüttelnder historischer Roman über die Anfänge der Frauenrechte und des Abolitionismus, der durch seine wunderbaren Figuren inspiriert und dazu antreibt, Rassismus und Unterdrückung keine Chance zu geben.

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Sue Monk Kidd – Die Erfindung der Flügel Originaltitel The invention of wings
Autor Sue Monk Kidd
Übersetzung Astrid Mania
Verlag btb
Erschienen Januar 2015
ISBN 978-3-442-75485-4
Seitenanzahl 496 Seiten

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Inhalt

Sarah Grimké wächst in Charleston auf, einer Stadt im Süden der USA. Im 19. Jahrhundert ist es in XX wie in vielen anderen der Südstaaten üblich, im eigenen Haushalt Sklaven zu halten. Und so bekommt auch die 11-jährige Sarah an ihrem Geburtstag ein besonders Geschenk: ihre persönliche Sklavin. Hetty Handful Grimké wuchs im Haus der betuchten Familie auf, hat durch ihre Mutter jedoch gelernt, nicht klein beizugeben und stets ihre rebellische Ader zu bewahren. Die beiden unterschiedlichen jungen Frauen freunden sich trotz der Standesdünkel miteinander an – auch wenn sie die nächsten Jahrzehnte immer wieder mit Schicksalsschlägen strafen und ihre Wege, nicht nur physisch, trennen.

Stil und Charaktere

„Die Erfindung der Flügel“ deckt eine Erzähl-Zeitspanne von fast 40 Jahren ab. Sie begleitet Hetty und Sarah in sechs Passagen, die – mit Unterbrechungen – von 1803 bis 1838 spielen. Beide erzählen aus der Ich-Perspektive, wobei den jeweiligen Kapiteln der Name vorangestellt ist. Hetty wendet sich als Einzige manchmal an die Leser, die sie mit einem höflichen „Sie“ anspricht. Durch kleine Anmerkungen deutet sie an, dass eine Handlung Konsequenzen nach sich zieht oder eine bestimmte Tatsache den Leser doch auch bekannt sein muss. Dadurch erweckt sie den Eindruck, die gegenwärtige Handlung aus der Vergangenheit heraus zu kommentieren. In Anbetracht des offenen Endes wirkt das als Bestätigung für ihre Entscheidungen und für den Weg, den sie letzten Endes gemeinsam mit Sarah eingeschlagen hat.

Sue Monk Kidd wuchs selber in Charleston auf, wusste jedoch nicht um die Existenz der Grimké-Schwestern. Sarah Grimké und ihre jüngere Schwester Angelina zählen zu den berühmtesten, und auch berüchtigsten, Frauen dieser Stadt. 10 Jahre bevor „Onkel Toms Hütte“ von Harriet Beecher Stowe erschien, deren Buch von der Grimké’sche Streitschrift „American Slavery as it is“ geprägt war, kämpften beide bereits für Frauenrechte und Abolition. Selbst in einen Haushalt hineingewachsen, in dem Sklavenhaltung so selbstverständlich wie atmen war, treten sie erbittert dagegen ein.

Auch wenn Sarah und Angelina weiß sind, sind sie ihrem Geschlecht nach weiblich. Und das verbietet ihnen, ihre Träume zu verwirklichen, einen Beruf auszuüben, geschweige denn ihre Stimme zu einer eigenen Meinung zu erheben. Im Familienalltag zeigt die Autorin immer wieder Szenen, in denen genau das zum Ausdruck kommt. So zum Beispiel wenn die 12-jährige Sarah noch der Illusion anhängt, eines Tages eine erfolgreiche Anwältin zu werden. Oder im Verhältnis zur Mutter, die ihre Töchter zwar liebt, sie und ihr Freiheitsstreben aber in keinster Weise versteht.

Um als ein vollwertiger Teil der Gesellschaft zu gelten, ist es notwendig, sich ihrem Diktat zu unterwerfen. Und das ist eine Tatsache, die nicht nur für das 19. Jahrhundert gilt, sondern auch heute noch von Bedeutung ist. Wir sind das Ergebnis unserer Geschichte, wie Sue Monk Kidd in einem Interview über die Entstehung dieses Romans betont: „Die größte Offenbarung beim Schreiben dieses Romans war für mich die Erkenntnis, dass ich ebenso über die Gegenwart schrieb wie über die Vergangenheit“. (S. 503)

Vielleicht mag der Leser nicht wissen, in welchen historischen Untergrund, er oder sie mit „Die Erfindung der Flügel“ eintaucht. In den Anmerkungen der Autorin wird erst zum Schluss deutlich, wie viel Recherche und Auseinandersetzung sie in diesen Roman investiert hat. (Und die sind derart spannend, dass zumindest ich am liebsten gleich mehr darüber gelesen hätte …) Dieser literarische ‚Aufwand’ ist aber an keiner Stelle zu spüren, da Sue Monk Kidd auf eine leicht zu lesende Art schreibt. Sie versetzt sich in ihre Figuren, gibt ihnen sprachliche Eigenheiten, fasst ihr mitunter turbulentes Innenleben in realistische Worte – kurzum: sie flicht alles ein, was ein gutes Buch letztendlich benötigt.

„Die Erfindung der Flügel“ besitzt eine spannende Handlung, faszinierende Charaktere und eine berührende Geschichte. Und ganz am Ende entlässt die Autorin ihre Figuren und ihre Leser in die Lüfte. Denn Fliegen braucht man nicht immer Flügel, nur den Glauben daran, diese zu erlangen …

Aufmachung

Das unkorrigierte Leseexemplar ist ein schlichtes Taschenbuch, das neben dem finalen Hardcover-Inhalt noch ein Interview mit Sue Monk Kidd besitzt.

Der Inhalt gliedert sich in sechs circa gleich lange Teile, denen Anmerkungen der Autorin sowie eine Danksagung folgen.

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Herzlichen Dank an btb für das Rezensionsexemplar.

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