Kompakt:

Noll wie sie lebt und schreibt: Schwarzer Humor, perfider Plot und eine Geschichte wie aus dem Leben gegriffen. Für Fans und Neuleser gleichermaßen geeignet!

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Noll – Der Mittagstisch
Autor Ingrid Noll
Verlag Diogenes Verlag
Erschienen August 2015
ISBN 978-3-257-06954-9
Seitenanzahl 224 Seiten

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Inhalt

Die alleinerziehende Nelly hat es nicht leicht. Ihr amerikanischer Freund Matthew war in unschöne Geschäfte verwickelt und verdünnisierte sich, als ihm das Pflaster in Deutschland zu heiß wurde. Ohne Mann und mit zwei Kindern schlägt sie sich mehr schlecht als recht durchs Leben. Doch als sie das geräumige Haus ihrer Großeltern erbt, wird aus einem täglichen Mittagessen für eine Nachbarin durch Zufall mehr. Schon bald verköstigt Nelly bei einem kleinen Mittagstisch eine intime Runde geladener Gäste …

Stil

Entweder man mag sie oder nicht, so einfach ist das bei Ingrid Noll. Die Meisterin der schwarzhumorigen Krimikomödie bleibt ihrer Linie auch in ihrem neuesten Werk treu.

Schauplatz ist wieder einmal die Familie. Und in dieser geht es keineswegs wie im Bilderbuch zu, denn neben dem Lieben wird auch gemordet, wenn auch eher durch Unfall als Vorsatz – mehr verrate ich an dieser Stelle nicht, lassen Sie sich überraschen.

Der kleine, überschaubare Figurenkreis liefert ein Kammerspiel, das sich durch die feine Beobachtungskunst der Autorin auszeichnet. Wie keine andere versteht es Ingrid Noll, Beziehungsgeflechte zu analysieren und in treffsichere Dialoge zu packen.

Die alleinerziehende Mutter Nelly, die aus der Ich-Perspektive erzählt, erscheint an keiner Stelle so richtig sympathisch … Das hat sie jedoch mit vielen anderen Noll’schen Protagonisten gemein. Lebensecht wirkt sie aber allemal, besonders wenn sie sich ihrem Schlendrian hingibt, Männerfantasien nachhängt oder Rachepläne gegen ihre Rivalin Gretel schmiedet.

Auch die anderen Figuren sind Originale. Sei es nun der Kapitän, ein ehemaliger Kreuzfahrtschiffkellner, die Lehrerin Regine, die ein Faible für alte Ausdrücke hat, oder Markus, der Elektriker mit dem Helfersyndrom.

Mit „Der Mittagstisch“ können Sie als Noll-Fan definitiv nichts falsch machen! Und Neueinsteiger seien gewarnt: Der Humor kann bisweilen tiefschwarz sein … Aber wie sagte bereits Büchner? „Der Mensch ist ein Abgrund, es schwindelt einem, wenn man hinabsieht.“ In diesem Sinn: Auf eine gute Lektüre!

Aufmachung

Das schmale Hardcover besitzt einen Schutzumschlag im typischen Diogenes-Look. Die Geschichte besteht aus 21 mit Überschriften versehenen Kapiteln.

Ähnliche Titel

„Ehrenwort“ (Ingrid Noll – Roman); „Die Apothekerin“ (Ingrid Noll – Roman); „Der Hahn ist tot“ (Ingrid Noll – Roman)

Herzlichen Dank an Diogenes für das Rezensionsexemplar.