Kompakt

Wie kann man vorbehaltlos „Ja“ zum Leben sagen? Ganz einfach, indem man den Sinn des Lebens entdeckt. Christoph Quarch schickt sich an, diesen nicht nur zu suchen, sondern auch zu finden. Keine leichte Kost, aber Durchhalten zahlt sich aus. Denn schlussendlich will doch jeder wissen, wofür es sich eigentlich zu leben lohnt …

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Christoph Quarch – Das große Ja
Autor Christoph Quarch
Verlag Goldmann
Erschienen November 2014
ISBN 978-3-442-22090-8
Seitenanzahl 256 Seiten

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Inhalt

Christoph Quarch plädiert für eine geistige Entgiftungskur und Philosophie als Bestandteil eines gelungenen Lebens. Um festgefahrene Denkstrukturen aufzubrechen, die der heutigen von Sinnfinsternis geprägten Welt inne sind, ist eine philosophische Reise notwendig.

Als Ausgangspunkt nimmt er dafür ein Erlebnis Viktor E. Frankls. Der 1905 geborene Arzt wurde wegen seiner (jüdischen) Herkunft während der NS-Zeit in Konzentrationslager deportiert – gemeinsam mit seiner Familie. Trotz des größten Leides behält Frankl denn Sinn zum Sinn, was er in seinem Buch „Trotzdem Ja zum Leben sagen …“ beschreibt: „Zum tausendsten Mal ringst du um den Sinn deines Leidens, deines Opfers – um den Sinn deines langsamen Sterbens. In einem letzten Aufbäumen gegen die Trostlosigkeit eines Todes, der vor dir ist, fühlst du deinen Geist das Grau, das dich umgibt, durchstoßen, und in diesem letzten Aufbäumen fühlst du, wie dein Geist über diese ganze trostlose und sinnlose Welt hinausdringt und auf deine letzten Fragen um einen letzten Sinn zuletzt von irgendwoher dir ein sieghaftes ‚Ja!‘ entgegenjubelt.“

Christoph Quarch macht sich nun auf, die Herkunft dieses „Ja!“s zu ergründen. Dabei geht er den Weg über die vier Hauptdeutungen, wie sich sinnvolles Leben gestalten kann:
1. Gleichsetzung von Sinn und Bedeutung (der Sinn des Lebens ist ein geheimer Plan einer –wie auch immer gearteten – höheren Macht)
2. Gleichsetzung von sinnvoll und gut (das Leben des Menschen ist nur dann sinnvoll, wenn es moralisch gut ist)
3. Gleichsetzung von Sinn und Zweck (das Leben ist sinnvoll, wenn es einem bestimmten Zweck – wie z. B. dem größtmöglichen Glück für alle – dient)
4. Gleichsetzung von sinnvoll und gewollt (der Mensch soll seinen Lebenssinn selbst formulieren)

Deren Betrachtung führt ihn aber zurück zum platonischen Denken und der Welt der alten Griechen, bei denen er das für die heutige Zeit sinnvollste Sinn-Modell findet.

Stil und Verständnis

„Das große Ja“ ist die überarbeitete Taschenbuchausgabe des 2012 im Kailash-Verlag erschienen Titels „Und Nietzsche lachte“. Der damalige Titel bezieht sich auf mehrere Passagen des Buches, in denen Nietzsche im Vordergrund steht. Er ist der Protagonist für die sogenannten Zwischenspiele im Himmel, die beschreiben, wie Gott eines Tages der Kragen platzt, da seine Menschenkinder den Sinn für den Sinn verloren haben. Nietzsche begegnet dabei unterschiedlichen Philosophen und Göttern, die er zeitlebens kritisiert oder totgesagt hatte, und muss sich ganz persönlich mit ihnen auseinandersetzen.

Wem das jetzt weniger behagt, der kann beruhigt sein, denn die Zwischenspiele halten sich relativ kurz und sind nicht unbedingt für die Route des philosophischen Wegweisers relevant. Sie drücken zwar auf spielerische Weise aus, was Quarchs Theorie ist, entfalten aber nicht ihren ganzen Unterhaltungswert, wenn man die Protagonisten nicht sehr gut kennt.

Die große Stärke – neben der Inspiration für die eigene Sinnsuche – des Buches liegt in seinen leicht verständlichen und klar nachvollziehenden Erklärungen. Christoph Quarch spricht die Leser als Erzähler immer wieder direkt an und versucht, einen kleinen Dialog aufzubauen. Er stellt komplizierte Sachverhalte einfach dar, legt Zitate in seinen eigenen Worten aus und bemüht sich, den roten Faden hinter seiner Argumentation sichtbar zu halten. Und das gelingt ihm auch.

Manchmal ist es zwar notwendig, einige Passagen zwei- oder dreimal zu lesen, um alles zu verstehen – das ist jedoch weniger der Darstellungsweise des Autors denn dem komplexen Inhalt geschuldet.

Die einzig negative Anmerkung gilt Christoph Quarchs Beschreibung der östlichen Philosophen. Hier tritt er in ein formulierungstechnisches Fettnäpfchen. Dieser nonchalante Satz weist der östlichen Philosophie in meinen Augen eine inferiore Rolle zu: „Nicht denken ist auch keine Lösung – auch wenn es manchmal verführerisch scheint, sich der gedankenlosen Stille der östlichen Weisheitslehren zu überlassen.“

Schlussendlich eignet sich „Das große Ja“ für alle, die sich mit dem Thema Sinn beschäftigen und einen kleinen philosophischen Einblick in das Thema wünschen. Weiterführende Lektüre gibt es in diese Richtung genügend – allen voran Viktor E. Frankls Werk „Trotzdem Ja zum Leben sagen …“, das wohl demnächst auch auf meinem Nachttisch landet.

Aufmachung

Das Cover des Taschenbuchs ist schlicht gestaltet. Das Motiv des Leuchtturms wiederholt sich auf der Rückseite, wo sich auch eine kurze Inhaltsangabe befindet.

Der Inhalt beginnt mit einem „Vorspiel im Himmel“ und gliedert sich in sechs Kapitel, die wiederum in drei bis vier Unterkapitel unterteilt sind.  Neben fünf weiteren Zwischenspielen im Himmel endet das Buch entsprechend mit einem Nachspiel. Danach folgt eine Danksagung des Autors, eine Auflistung der zitierten Literatur sowie Anmerkungen zu den literarischen Szenen.

Eine kleine Anmerkung am Rande: Die Schlussanzeige ist etwas ungünstig gewählt. Ich wage zu bezweifeln, dass sich die Leser nach Abschluss dieser Tour de Philosophie auch für den Titel „Wir Kinder der 80er“ aus dem Riemann-Verlag interessieren werden. In diesem Sinne: Fühlen Sie sich hier noch einmal auf das Buch aufmerksam gemacht, wenn sie Fan der 80er sind …

Ähnliche Titel

„Trotzdem Ja zum Leben sagen …“ (Viktor E. Frankl – Sachbuch); „Dem Leben Sinn geben“ (Wilhelm Schmid – Sachbuch); „Der Weg zum Glück“ (Dalai Lama – Sachbuch); „Der Sinn des Lebens“ (Terry Eagleton – Sachbuch); „Und Nietzsche weinte“ (Irvin D. Yalom – Roman)

Herzlichen Dank an Goldmann für das Rezensionsexemplar.

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