Kompakt

Drei ältere Damen beschließen, für mehrere Monate nach Berlin zu gehen – als Au-Pair. Die Granny-Nannys haben dabei mit schwierigen Kindern und noch schwierigeren Eltern zu kämpfen, behalten aber trotz allen Widrigkeiten ihren Mut. Humorvoll, inspirierend und eine wunderbare Gute-Laune-Lektüre!

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Tania Krätschmar – Clara und die Granny-Nannys
Autor Tania Krätschmar
Verlag Blanvalet
Erschienen Oktober 2014
ISBN 978-3-442-38299-6
Seitenanzahl 384 Seiten

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Inhalt

Eigentlich arbeitet Clara Behrens als Schulsekretärin an einem Hamburger Gymnasium, doch sie hegt seit langem den Wunsch, sich selbstständig zu machen. Inspiriert von der unbändigen Reiselust ihrer Mutter beschließt sie, die „Granny-Nanny-Agentur“ zu gründen. Per Inserat findet sie kurz darauf drei Freiwillige: Susan Hartema leitet mit ihrem Bruder ein Restaurant in Ostfriesland. Der verbringt seine Zeit jedoch weniger mit Arbeit denn Trinken. Um ihm eine Lektion zu erteilen, wandert sie als Granny-Nanny aus – zu den Marone in Lübars, die sie jedoch eher für ihr Restaurant denn ihren Sprössling benötigen. Die ehemalige Lehrerin Karen Parotat kommt aus dem Fischbachtal und startet gerade in ihr Leben als Rentnerin. Dumm nur, dass ihre Tochter sie in dieser neu erworbenen Freizeit als 24/7-Babysitterin einsetzen will. Ohne mich, denkt Karen, und landet bei den Alleys, einer amerikanischen Diplomatenfamilie. Die Dritte im Bunde ist Hanni Wiesinger, deren Sohn Ben einen Tapetenwechsel vorgeschlagen hat. Dass sie, die nicht schwimmen kann, ausgerechnet auf einem Hausboot mit zwei turbulenten Zwillingen arbeiten soll, hätte sich die greige Maus auch nicht gedacht …

Stil und Charaktere

Reisen, die Welt sehen – davon träumen nicht nur viele junge Menschen. Die Sehnsucht, Neues zu entdecken kennt kein Ablaufdatum. Und wer sagt, dass man im Alter keine Träume mehr verwirklichen darf?

Die Idee der Leih-Omas ist keine neue, doch meistens stammen diese aus der gleichen Stadt wie ihre Betreuungskinder und verreisen nicht extra. Tania Krätschmar geht kurzerhand einen Schritt weiter und schickt ihre Damen aus dem Landleben mitten in eine Metropole, in der über 190 Nationen miteinander leben, nämlich in die Bundeshauptstadt Berlin.

Die Geschichte startet mit Clara Behrens Wunsch, sich selbstständig zu machen. Sie ist der zündende Funke der ganzen Story, taucht aber nur an deren Anfang und Ende auf. Zwischendrin schreibt sie immer wieder kurze Nachrichten an ihre drei Granny-Nannys, mit denen die Autorin oft ein Kapitel einleitet. Ihre liebevollen Sätze erheitern, machen auf lokale Festivitäten (wie z. B. das alljährliche Festival of Lights) aufmerksam und zaubern auch dem Leser ein Lächeln ins Gesicht. Die personale Erzählperspektive wechselt regelmäßig zwischen den drei Granny-Nannys, bindet bei besonderen Ereignissen aber auch die Sprösslinge der jeweiligen Gastfamilie ein.

Ihre drei Protagonistinnen hat Tania Krämer sehr unterschiedlich gestaltet und bedient dabei so manches Klischee: Susan ist die etwas herbe Ostfriesin, Karen die etwas moppelige Ex-Lehrerin und Hanni die etwas schüchterne graue Maus. Doch denkste, die drei Damen schlagen den Lesererwartungen ein ordentliches Schnippchen. Im Lauf der Lektüre wird man – wie im echten Leben – immer wieder überrascht, was in ihnen steckt. Der erste Eindruck kann täuschen, das müssen die drei auch untereinander feststellen. Bei den Gastfamilien hat die Autorin ebenso in die Klischeekiste gegriffen: Sie reicht von der alleinerziehenden Mutter, die mit ihren Kindern überfordert ist, über die trinkende, betrogene Ehefrau hin zum flirtenden Vater mit der viel zu jungen Gattin. Diese Stereotypen wirken allerdings an keiner Stelle unglaubwürdig sondern vielmehr aus dem Leben gegriffen. Gerade dadurch, dass sie keineswegs perfekt sind, und einige skurrile Eigenheiten aufweisen.

Die Granny-Nannys liefern eine wunderbar unterhaltsame Lektüre. Die Geschichte geht heiter an das (nicht unschwierige) Thema Familie heran, scheut aber nicht vor Konflikten zurück. Diese werden jedoch beherzt und mit Humor gelöst, egal wie schwierig sie sind. Das Schicksal der mutigen Drei inspiriert dazu, selber Entscheidungen zu wagen und mit der eigenen Familie offen umzugehen. Manchmal tut etwas Abstand gut, um neue Perspektiven zu gewinnen und sich selbst (wieder) zu finden.

Zu guter Letzt soll noch erwähnt werden, dass das Buch allen heimischen oder zugezogenen Berlinern Spaß machen wird. Es gibt so einige Plätzchen zu entdecken, die beschrieben werden – inklusive ordentlich Berliner Schnauze.

Aufmachung

Das Taschenbuch besitzt ein schlichtes, aber ansprechendes Cover. Auf der Vorderseite sind drei Teetassen abgebildet sowie ein kleiner Bund Schneeglöckchen und eine aufgeschnittene Orange. Man fragt sich unweigerlich, warum ausgerechnet diese beiden Symbole ausgewählt wurden. Bei den Schneeglöckchen bieten sich Verweise auf den zweiten Frühling (im Alter), die Assoziation mit Schnee (im Berliner Winter) oder ihre Unterstützung bei der Bekämpfung von Alzheimer (durch das Alkaloid Galantamin) an. Bei der Orange denkt man unweigerlich an den Prosecco, den die drei Damen in rauen Mengen trinken – hin und wieder nicht pur, sondern mit Orangensaft.

Der Titel und der Autorenname sind auf dem Cover durch Spotlack hervorgehoben, ersterer stärker. Auf der Rückseite befindet sich wie üblich der Klappentext. Den insgesamt 33 Kapiteln folgt ein Nachwort, in dem die Autorin all jenen dankt, die sie bei ihrem Buch unterstützt haben.

Ähnliche Titel

„Eva und die Apfel-Frauen“ (Tania Krätschmar – Roman); „Der Sommer der Blaubeeren“ (Mary Simses – Roman); „Quatschen mit Soße“ (Jasmin Leheta – Roman); „Tafelspitz“ (Film)

Herzlichen Dank an Blanvalet für das Rezensionsexemplar.

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