Kompakt

Wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Toter her: Diesen Eindruck erhält der Leser während dieses Krimis, der wie „Final Fantasy“ mit einer skurrilen und dennoch packenden Verschwörungstheorie wirkt. Wer vor über 500 – gut recherchierten – Seiten und einer abstrus-faszinierenden Handlung nicht zurückschreckt, kann sich ja mal etwas anderen Lesestoff gönnen …

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Andreas Schnabel – Braune Orchideen
Autor Andreas Schnabel
Verlag Monogramm Verlag
Erschienen Oktober 2014
ISBN 978-3-945-45801-3
Seitenanzahl 536 Seiten

Inhalt

In der süddeutschen Gemeinde Schwalbach hat Gevatter Tod ordentlich zu tun. Die Alten sterben wie die Fliegen weg: Die Zeitungsnolte erfriert bei -22 Grad nur mit einem Bademantel bekleidet, die Mutter von Bäcker Franze – und Eiweiß-Allergikerin – stirbt an einer Fischgräte, und der Opa vom Heinrichshof wird bei der Bergung eines Rehkitzes von seinem eigenen Traktor überfahren. Als dann auch noch die Frau von Pastor Jänicke brutal enthauptet wird, beschließt der Polizist Frank Posselt zu ermitteln. Hier kann es doch nicht mit rechten Dingen zugehen! Bei der Tochter der Ermordeten, Stefanie Jänicke, handelt es sich zudem um seine Jugendliebe, die ‚Straps‘ – wie sie Frank liebevoll nennt – tatkräftig unter die Arme greift. Gemeinsam kommen sie einer ungeheuren Verschwörung auf die Spur, die ungeahnte Ausmaße annimmt.

Stil und Charaktere

Der Monogramm-Verlag wurde 2013 gegründet und hat sich dem Ziel verschrieben, „Bücher zu verlegen, die Lesevergnügen bereiten“. Zu jedem Buch gibt es außerdem eine Spendenaktion, die einen Teil des Erlöses für einen guten Zweck stiftet. In diesem Fall gehen nun 50 Cent von jedem verkauften Exemplar an den Förderverein des Abtei-Gymnasiums Brauweiler.

So weit, so gut. Eine fast ebenso löbliche Motivation besitzt Frank Posselt, der Ermittler in der ‚Soko Rosa‘, wie die Todesfall-Reihe später heißen wird. Andreas Schnabel beschreibt seine Hauptfigur als sympathischen, gestandenen Kerl, der nicht davor zurückschreckt, die Obrigkeit zu kritisieren. Dass diese allerdings mittendrin in der Verschwörung steckt, kann ja keiner ahnen. Mit der schlagfertigen Stefanie Jänicke bilden die beiden ein Duo Infernale, das den kriminellen Schwalbacher Energien keine ruhige Minute gönnt und den Leser durch Wortwitz zum Lachen bringt.

Unterhaltung bietet „Braune Orchideen“ definitiv – die Frage ist manchmal nur welcherart … Oftmals sitzt man nämlich kopfschüttelnd da und denkt, dass es skurriler nicht mehr geht, und dann setzt der Autor noch ein Schäufchen drauf. In diesem Sinn habe auch ich bis zur letzten Seite durchgehalten, weil ich einfach wissen wollte, wie es ausgeht – und glauben Sie mir, dieses Finale hat es in sich!

Dennoch bleibt bei manchen Punkten ein schaler Nachgeschmack zurück, vor allem bei den erotischen Szenen und der Darstellung der kirchlichen Autoritäten. Gerade letztere werden stereotyp und diffamierend charakterisiert, was einerseits zu den Extremen des ganzen Romans passt, aber hart an die Grenze des guten Geschmacks geht. Und die Erotik leidet unter dem teils sehr schwülstigen Vokabular, das eher ab- denn anregend wird.

Insgesamt kann man „Braune Orchideen“ als literarischen Vertreter des Exploitationfilms bezeichnen. Dieses Genre war vor allem in den 60er bis in die 80er Jahre hinein populär und bezeichnet kostengünstig produzierte Filme, die auf der Erfolgswelle anderer (Western, Horrorfilme etc.) mitschwimmen wollen. Das jüngste Beispiel ist das Grindhouse-Double-Feature von Quentin Tarantino und Robert Rodriguez, das aus den Filmen „Death Proof – Todessicher“ und „Planet Terror“ besteht.

Aufmachung

Das Taschenbuch ist in dunklen braun-grauen Tönen gestaltet und zeigt eine verlassene Stadt, auf deren Kopfsteinpflasterweg zwei titelgebende braune Orchideen in einer Blutlache liegen. In dieser offensichtlichen Dramatik passt das Cover gut zum Rest des Inhaltes. Auf der Rückseite befinden sich eine Inhaltsangabe sowie eine Kurzbiographie samt Foto des Autors. Das Buch selbst ist in 23 Kapitel (Achtung, Freimaurer!) eingeteilt, denen eine kurze Widmung vorangeht.

Ähnliche Titel

„Polt“ (Alfred Komarek – Krimi); „Vier Frauen und ein Todesfall“ (TV-Serie); „Das weiße Band“ (Film); weitere Krimis von Andreas Schnabel

Herzlichen Dank an den Monogramm Verlag für das Rezensionsexemplar.

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