Die Euro Pride Con beginnt mit einem Welcome & Diversity-Panel. Darin saßen Ana J. Phoenix, L.A. Witt, Osiris Brackhaus und Matthew J. Metzger.

Es war sehr spannend davon zu erfahren, dass Menschen und ihre geschlechtliche Orientierung nach biologischem Geschlecht, soziologischem Geschlecht und der sexuellen und romantischen Orientierung unterscheiden kann. Allein die Idee öffnet bereits für neue Ideen und Vorstellungen, die Autoren im LGBT-Bereich (Lesbian, Gay, bisexual, transgender – lesbisch, schwul, bisexuell und transsexuell) benutzen, um den Horizont der Leser zu erweitern. Manchmal werden die Autoren richtig einfallsreich, um diese Begriffe durch die Charaktere in die Handlung einzubringen.

Es wurde ebenfalls darüber gesprochen, dass man als Autor die Verantwortung für die Geschichte trägt und daher achtsam sein sollte, was man vermittelt.

Während im letzten Jahr der Fokus auf der schwul/lesbischen Gesellschaft lag, wurde diesmal die Bisexualität mehr thematisiert, was besonders interessant war. Bisexuelle Menschen, so wurde gesagt, haben es schwer herauszufinden, wer sie sind, aber noch schwerer ist es danach, der zu sein, der sie wirklich sind. Gerne werden sie nach ihrer aktuellen Beziehung als heterosexuell oder homosexuell bezeichnet, was ihnen keinen Gefallen tut.

Da die Schlussworte der Panels stets besonders toll waren, hier das aus dem „Diversity-Panel“: „If you think sex is greater than cake, you haven’t met the right cake, yet.“ Damit wurde zusätzlich das Thema Asexualität angeschnitten.

Als nächstes stand „Men writing M/M“ an. Hier nahmen Andrew Grey, Brad Vance, Christian Banes und T.J. Masters teil. Thema war vor allem, inwiefern sich männliche und weibliche Autoren oder Leser voneinander unterscheiden. Konsens war rasch, dass es keine „typisch“ einzuordnenden Schemata gibt, und dass man vor allem als Autor möglichst breitgefächert lesen sollte, damit man das eigene Schreiben verbessern kann. Sobald eine gute Geschichte geschrieben wurde, wird es auch Leser geben, die sie lesen möchten.

Andrew meinte abschließend: „You read and with what you read you change the world.“ Gerade diese Aussage sollten sich alle Leser merken, denn mit ihrem Interesse an bestimmten Themen öffnen sie die Gesellschaft für neuen Imput.

Anschließend folgte die Keynote, bei der Andrew Grey Botschaften von B.A. Tortuga und Julia Talbot vorlas, die beide leider nicht teilnehmen konnten. Ihre Liebesgeschichte rührte alle Zuhörer. Hans M. Hirschi begrüßte danach die Teilnehmer durch „Willkommen in Berlin“, wobei er einen sehr faszinierenden Bogen von der Geschichte der Verfolgung der LGBT-Gemeinde bis hin zu aktuellen Ereignissen und Zahlen schlug. Fragen wie „Was macht eine gute Familie aus – die sexuelle Orientierung der Eltern?“ und die Information, dass es in manchen Ländern vorgeschrieben ist, dass sich Menschen, die das Geschlecht wechseln möchten, vorher sterilisieren lassen müssen (z.B. Norwegen, Frankreich oder Finnland), führten dazu, dass man als Zuhörer einiges nachzudenken hat, wenn man sich wieder im Alltag befindet. Auch dass die lesbische Orientierung in sehr vielen Ländern nicht einmal im Bewusstsein der Öffentlichkeit angekommen ist, wie auch die transsexuelle Identität (z.B. Ungarn), war eine Augen öffnende Erkenntnis.

Im „World Building“-Panel, an dem Alina Popescu, Beryll und Osiris Brackhaus und Anna Butler teilnahmen, wurde deutlich, dass sich das Entwerfen von Welten nicht nur auf Science-Fiction oder Fantasy erstreckt, sondern für jeden Autoren gilt, denn er muss in seinen Büchern stets eine gewisse Welt neu entwickeln – egal, ob er zeitgenössische Romane, paranormale oder sonstige Genre schreibt. Die Möglichkeit, zusätzliche Informationen zum Weltenaufbau durch Webseiten oder eigene Wikipedia einzubinden und dadurch zusätzlichen Inhalt für den Leser zu schaffen, wurde ebenfalls kurz angeschnitten.

T.J. Masters war diesmal derjenige, der ein passendes Schlusswort zum Thema Recherche fand: „Plot bunnies and google bunny holes are related.“

Im Panel „Publishing vs. self-publishing“ (Teilnehmer: Julia Schwenk vom Cursed-Verlag, Jay Northcote, Hans M. Hirschi und Andrew Grey) schließlich ging es um die Vorteile bei der Veröffentlichung durch einen Verlag bzw. in Eigenregie. Im Grunde darf jeder selbst entscheiden, welche Möglichkeit für ihn oder sie perfekt ist. Auf die Frage danach, was Erfolg für die Panel-Teilnehmer bedeutet, wurde abschließend über das Feedback von Lesern gesprochen, denn die manchmal handgeschriebenen Briefe und Rückmeldungen sind besonders motivierend.

Morgen geht es weiter mit dem zweiten und schon letzten Tag der Convention.