Kompakt

Der zweite Fall führt die beiden Berliner Lehrerinnen raus aus der Großstadt – mitten in die Pampa, pardon, Brandenburg. Frl. Krise und Frau Freitag verschlägt es für eine Klassenfahrt ins beschauliche Falkenthal, das sich auf den zweiten Blick als nicht mehr gar so idyllisch entpuppt. Im See schwimmt eine Wasserleiche und die bringt ganz schön viel Action ins Rollen … Wer Lokalkolorit schätzt, seinem Schulalltag nicht nachtrauert und trockenen Humor liebt, ist hier genau richtig!

Bewertungwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.com

Frl, Krise, Frau Freitag – Übertrieben tot
Autor Frl. Krise, Frau Freitag
Verlag Rowohlt
Erschienen Oktober 2014
ISBN 978-3-499-26868-7
Seitenanzahl 336 Seiten

Zur Leseprobe.

Inhalt

Frl. Krise und Frau Freitag unterrichten an einer Schule in Berlin-Kreuzberg. Dort haben sie nicht nur verhaltensauffällige Schüler am Hals, sondern auch ihre Lehrer-Kollegen. Und die erfordern manchmal auch Opfer – wie zum Beispiel die Begleitung auf eine Klassenfahrt. Frl. Krise reist mit Frau Nolte nach Falkenthal, wo diese ein beschauliches Ferienhäuschen besitzt, und sie nun für eine Woche in der Jugendherberge campieren. Die Brandenburger Luft macht die Berliner Schüler jedoch nicht viel friedlicher. Und so kommt es, dass ein paar von ihnen bald bei Körnel, einem angeblichen ehemaligen Fremdenlegionär, landen und dort eine Art Erziehungs-Boot-Camp absolvieren. Während sich in Falkenthal die Situation mit einer Wasserleiche und zunehmender Feindschaft gegenüber den Städtern zuspitzt, überlegen die Lehrer in Berlin, wen sie als nächstes in das Boot Camp schicken sollen …

Stil und Verständnis

„Übertrieben tot“ liefert keinen typischen Krimi – die Handlung dreht sich nämlich weniger um die Leiche als um das Drumherum. Das liegt vor allem an den beiden Hauptfiguren und ihrem schwarzen Humor, der die ganze Story durchzieht. Frl. Krise und Frau Freitag sind zwei Berliner ‚Urgesteine‘, Lehrerinnen an einer sogenannten Problemschule, die frei Schnauze abwechselnd aus der Ich-Perspektive erzählen. Das verwirrt am Anfang etwas, da nur anhand der genannten Personennamen ersichtlich ist, aus wessen Perspektive gerade berichtet wird. Mit der Zeit erkennt man die unterschiedlichen Stile jedoch wieder. An manchen Stellen erinnert diese direkte Erzählweise an das Joyce „telling to the moment“. Erzählte Zeit und Erzählzeit verschmelzen miteinander und der Leser ist mittendrin, zum Beispiel wenn Frau Freitag gerade unglaublich übel ist …

Die Handlung des Krimis findet in Falkenthal und Berlin statt. In der Großstadt steht der Schulalltag im Vordergrund, der sich vor allem um das Überleben in der täglichen Unterrichtsstunde dreht. Deren Ablauf hängt von dem jeweiligen Lehrer und den anwesenden Störenfrieden ab. Die beiden Junglehrer Susanne und Felix sind noch ungeübt darin, eine halbwegs reibungslose Stunde abzuhalten – wie ihnen die Schüler teilweise auf der Nase herumtanzen, erschreckt, überrascht aber nicht. Frl. Krise und Frau Freitag berichten von einer Schule, in der die meisten Schüler eigentlich harmlos sind, wenn  es nicht jene gäbe, die immer Ärger machen und ihre Klassenkameraden zum Mitmachen anstiften. Und was die beiden Lehrerinnen so von ihren Schülern erzählen, ist nicht ohne. Doch anstatt nur deren Schandtaten aufzuführen, werfen sie auch einen Blick hinter die Kulissen. Hinter jedem schlimmen Schicksal steht auch eine Geschichte und Frl. Krise und Frau Freitag versuchen alles menschenmögliche, um ihre Schüler davon abzuhalten, Dummheiten zu machen.

In Falkenthal ecken die Berliner samt ihren Schülern an. Hier sind Städter unerwünscht und Ausländer sowieso. In dem fiktiven Städtchen haben die Männer das Sagen, allen voran der angebliche Ex-Fremdenlegionär Körnel, der die meiste Zeit einfach nur mundfaul erscheint und insgesamt nicht sehr sympathisch rüberkommt. Sein Widersacher Lettkow kommandiert im Nachbardorf eine Bande rechtslastiger Jugendlicher, gegen die die schlimmsten Berliner Schüler wie Lämmer erscheinen. Frl. Krise und Frau Freitag hätten sicherlich auch ihre Freude an der ersten Episode der deutschen TV-Serie „Der Tatortreiniger“, die einem beim Lesen unweigerlich einfällt.

Bis zum letzten Drittel verläuft die Handlung in „Übertrieben tot“ eher ruhig. Anekdoten aus dem Schulalltag wechseln sich mit Episoden aus Falkenthal ab. Immer mehr Schüler landen peu à peu im Brandenburgischen Boot-Camp. Doch dann gerät die Handlung in Fahrt: die Wasserleiche, die in den ersten Seiten nur am Rande erwähnt wird, entpuppt sich als Teil von etwas Größerem. Frl. Krise und Frau Freitag geraten ins Visier der oftmals sehr skurrilen Charaktere und erleben ein turbulentes Finale, das nicht mit Überraschungen geizt!

Das Fazit der Lektüre lautet: Schüler sein ist schwer und Lehrer sein noch mehr.

Aufmachung

Wer das dynamische Duo Frl. Krise und Frau Freitag noch nicht kennt, wundert sich vielleicht, denn das Taschenbuch mit Klappbroschur ziert eine Comic-artige Cover-Illustration. Die stammt aber keinesfalls von einem Kinderbuch, sondern handelt vom knallharten Berliner Schulalltag. In ihrer Darstellungsweise passt sie wunderbar zum Humor der Serie, wenn auch der Turm im Hintergrund schlecht gewählt erscheint – denn im Buch selbst taucht der nirgends auf. Frl. Krises und Frau Freitags Konterfei sind stark mit Spotlack hervorgehoben, genauso wie ihre Namenszüge an Autorenstelle.

Auf der Rückseite des Buches befindet sich ein ein kurzer Text-Auszug aus der Sicht Frau Freitags sowie eine Inhaltsangabe. Auf der linken inneren Klappe steht ein kurzer Auszug aus der Sicht Frl. Krises und auf der rechten findet man die zwei Kurz-Biographien der Autorinnen.

Die Story startet mit einem Prolog und ist in mehrere, unnummerierte Kapitel aufgeteilt. Diese besitzen jeweils als Überschrift ein kurzes Wort, das mit B anfängt, zum Beispiel „Bestellt“ oder „Bekotzt“. Die unterschiedlichen Erzählperspektiven werden durch ein Wellen-Symbol voneinander getrennt.

Ähnliche Titel

„Der Altmann ist tot“ (Frl. Krise, Frau Freitag – Krimi); „Ghetto-Oma“ (Frl. Krise – Sachbuch); „Chill mal, Frau Freitag!“ (Frau Freitag – Sachbuch); „Papierkrieg“ (Martin Mucha – Krimi)

Herzlichen Dank an den Rowohlt-Verlag für das Rezensionsexemplar.

„Übertrieben tot“ bei Amazon kaufen.

„Übertrieben tot“ als eBook bei Amazon kaufen.