Kompakt

Die Neuübersetzung und die herrliche Farbgebung dank der hochwertigen Papierqualität dürfte selbst alte Tassilo/Percevan-Hasen hinterm Ofen hervorlocken. Die Geschichte hat nichts von ihrem großartigen Charme verloren und sollte bei keinem Fantasy-Liebhaber fehlen.

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Originaltitel Percevan
1 – Les trois étoiles d’Ingaar
2 – Le tombeau des glaces
3 – L’épee de Ganael
Autor Jean Léturgie und Xavier Fauche
Illustration Philippe Luguy
Übersetzung Horst Berner
Verlag Salleck Publications
Erschienen März 2012
ISBN 978-3-89908-400-9
Seitenanzahl 160 Seiten
Altersgruppe Ab 14 Jahren

Inhalt

„Die drei Sterne des Ingaar“: Baron von Grantenstein hört von der Legende der Steine von Ingaar und will sie sich, machthungrig, wie er ist, unter den Nagel reißen. Sein erster Abstecher führt ihn zu Ritter Tassilo, der den roten Stein besitzt. Doch Tassilo lässt sich nicht so leicht abschütteln. Wutentbrannt reist er dem Dieb nach, wobei er in ein Abenteuer nach dem nächsten stolpert. Unter anderem begegnet er dabei Alwin, einem Gaukler, mit dem ihn von Beginn an eine tiefe Freundschaft verbindet.

„Das Grabmal im Eis“: Tassilo und Alwin sind Baron von Grantenstein dicht auf den Fersen. Ihre Reise führt sie nach Norden, denn Grantenstein besitzt inzwischen alle drei Steine.

„Das Schwert des Ganael“: Tassilo und Alwin wollen einen alten Freund unseres Ritters besuchen, von dem ihn schlimme Gerüchte erreicht haben. Die Reise gestaltet sich abenteuerlicher als geahnt, und die beiden Freunde treffen auf einen neuen Begleiter für ihre kleine Truppe, der die Herzen aller Leser erobern wird.

Stil

Seit der rothaarige Ritter seinen ersten Auftritt hatte, hat er nicht nur zweidimensionale Frauenherzen erobert. In dieser Gesamtausgabe sind die ersten drei Folgen der Reihe enthalten, die um einen redaktionellen Teil erweitert wurden. Horst Berner, der Übersetzer, berichtet über die Entstehung der Geschichte und der Zusammenarbeit der Autoren und von der ursprünglichen Ausgabe. Zudem legt er einige raffinierte Karikaturen von bekannten Mitwirkenden oder Zeichnern offen.

Tassilo selbst fällt in jedem Panel durch seine roten Haare auf. Besonders deutlich wird das in den Episoden und Szenen, die in grauem Nebel oder in weiten Eisflächen spielen. Seine stattliche Figur mit der bekannten blauen Tunika und seinem Mantel ist für den Leser klar wiederzuerkennen. Sein Freund Alwin besitzt eine eher rundliche Form und seine Vorliebe für Speckbohnen schlägt auch in der Neuübersetzung wieder durch. Diese zeigt sich fast in jedem Panel. Sowohl die Wortwahl als auch die Schriftart wurde geändert, wodurch sich die Bilder leichter lesen lassen. Bei einem direkten Vergleich zeigt sich, dass die älteren Ausgaben einen eher veralteten Stil besaßen, in dem sich Tassilo und die anderen ausgedrückt haben, während die Gesamtausgabe sich deutlich moderner liest, was aber nicht negativ auffällt.

Grantenstein und sein ewiger Sidekick Panikel, der sich bei seinem Herrn und Meister stets einschmeichelt, sind herrlich vertrottelte Gegner für Tassilo, deren Kapriolen für Amüsement sorgen. Die Damenwelt um Tassilo hingegen wird wunderschön in Szene gesetzt, mit wallenden Kleidern, Haaren und einem betörenden Lächeln. Vor allem Balkis die Zauberin beeindruckt mit ihrem hintergründigen Charme. Blimli, ab dem dritten Band Teil der Gruppe um Tassilo und Alwin, ist ein quirliger kleiner Kerl, der mit seinem „Blim“ und seinen kleinen Patschehändchen den Niedlichkeitsfaktor der Reihe ausmacht.

Die Umgebung erhält durch Luguys Stil unzählige Details und Feinheiten. Schon damals gelang es ihm, beispielsweise in einer Wiese zahlreiche Blumen einzuarbeiten (S. 93) oder bei Menschenansammlungen in großen Panels unterschiedliche Figuren mit verschiedenen Verhaltensweisen zu zeigen (S. 14, S. 61 oder S. 70).

Die Sprechblasen sind zumeist klar geformt, tragen aber manchmal zur Vorstellung des Lesers von Tonfall und -lage bei, wie zum Beispiel Uhlewis‘ Zaubersprüche (S. 22), die in Gelb verziert werden, Panikels gespielter Begeisterung gegenüber Grantenstein (S. 26), wobei die Blase wie Schleim zu Boden tropft, oder Tassilos überaus liebenswürdiger Tonfall, bei dem die Sprechblase mit Blümchen umgeben ist (S. 64). Auch sind manchmal Zeichnungen darin enthalten, die die Gefühle der Figuren untermalen: Alwins Abneigung gegenüber Fisch (S. 62) oder Grantensteins Mordpläne, Panikel betreffend (S. 92).

Geräuschworte sind im Panel enthalten und in die Gestaltung eingearbeitet worden. Die Bildaufteilung ist klar voneinander abgegrenzt, zwischendurch aber ein wenig schwer zu verfolgen. Diese Stellen werden mit kleinen Pfeilen innerhalb der weißen Stege für den Leser als Hilfe versehen.

Am Ende befinden sich Stücke aus Luguys Zeichenheft, auf denen der Leser die Vorzeichnungen verschiedener Figuren sehen kann.

Aufmachung

Das Hardcoverbuch ist wunderschön aufgemacht und besitzt eine wirklich hervorragende Papierqualität. Auch der Druck riecht mal nicht so intensiv wie sonst. Das Vorsatzpapier zeigt eine Vorzeichnung von Luguy.

Ähnliche Titel

Gildwin (Comic); Roland Ritter Ungestüm (Comic); Prinz Eisenherz (Comic; Film)

Herzlichen Dank an den Salleck Publications-Verlag für das Rezensionsexemplar.

Hier gibt es ein Interview mit Luguy, in dem er unter anderem erklärt, wie Blimli entstanden ist.