Kompakt
Für Callas-Kenner und Opern-Liebhaber ein Muss, um mehr über die Küchengeheimnisse von „La Divina“ herauszufinden. Alle anderen werden sich mit der sprunghaften Erzählweise des Autors und den – für sich allein betrachtet – eher unspektakulären Rezepten schwer tun.
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Autor | Bruno Tosi | |
Verlag | Bassermann | |
Erschienen | September 2014 | |
ISBN | 978-3-8094-3329-3 |
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Seitenanzahl | 160 Seiten | |
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Inhalt
Maria Callas war nicht nur eine Operndiva, sondern auch eine begeisterte Köchin. Um ihrem Mann Giovanni Meneghini eine gute Hausfrau zu sein, lernte sie das Kochen – und sammelt leidenschaftlich Rezepte aus Frauenzeitschriften. In diesem Buch finden sich neben zeitgenössischen Gerichten, die den Weg der Callas gesäumt haben, auch zahlreiche Anekdoten aus ihrem Leben und lässt Wegbegleiter zu Wort kommen.
Stil und Verständnis
Da es sich um eine Verschmelzung von Kochbuch und Biographie handelt, kombiniert Bruno Tosi diese beiden Elemente – Erzählungen über das Leben der Callas sowie ihre Lieblingsrezepte – miteinander. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf der Vita.
Das ist einerseits positiv, weil der Leser auf diese Weise einen sehr persönlichen Eindruck der Callas bekommt. Bruno Tosi ist selbst Vorsitzender der „Associazone Culturale Maria Callas“ und entsprechend engagiert, La Divina zugänglich zu machen. Dazu zitiert er Zeitgenossen und zeigt viele Fotografien, die das Buch auflockern. Andererseits ist sein Schreibstil stellenweise zu beflissen und das gewählte Vokabular zu sehr in einer Lobpreisung der Callas gefangen.
Das – wirklich – große Manko liegt in der fehlenden Chronologie des Inhalts. Die Rezepte werden anhand ausgewählter Lebensstationen von Maria Callas beschrieben, im ersten Part z. B. anhand ihrer Lieblingsrestaurants. Leider werden diese nur kurz vorgestellt, da die Anekdoten zur Diva im Vordergrund sind. Auf diese Weise springt der Leser von einem Jahr zum anderen, wird mit diversen Namen der Zeitgenossen bombardiert, und erhält danach einen Schwung Rezepte, von denen unklar ist, ob die Callas sie gerne gegessen, gerne gekocht oder doch nur gesammelt hat.
Diejenigen, die nicht firm in deren Vita sind – eine derartige Kenntnis liefert auch die genauso sprunghafte Einführung von Bruno Tosi nicht –, können das Buch daher auch weniger genießen, da die Erklärungen zu viel Verwirrung produzieren.
Die Rezepte selbst sind gut, aber nicht außergewöhnlich. Bruno Tosi weist mehrfach darauf hin, dass es sich um die Küche der Nachkriegszeit handelt. Das wird besonders im Fehlen der Gewürze deutlich – und interessanterweise auch in dem häufigen Gebrauch von Weißwein. Die meisten Rezepte liefern diverse Zubereitungsarten für Fleisch und Fisch, meist ohne Sättigungsbeilagen, da sich Maria Callas an eine selbstauferlegte strenge Diät hielt.
Dass sich die Diva in den Kreisen der Reichen und Schönen bewegte, wird an den – oftmals hochpreisigen – Zutaten der Rezepte deutlich. So gibt es Langusten und Muscheln in vielerlei Varianten: Hummersoufflé Mantua, Languste mit Mayonnaise, Weinbergschnecken provencalischer Art, Austern im Teigmantel oder Canapées mit Gänseleber. Daneben stehen wiederum sehr einfache Gerichte, die aus wenigen Zutaten bestehen und gerade deswegen neugierig machen: Risotto mit Äpfeln, Glasierte Süßkartoffeln, Scampi mit Fetakäse überbacken, Hähnchen mit Avocado oder der pikante Reiskuchen aus dem Ofen.
Sie sehen also, auch als Callas-Neuling wird man in dieser Kochbiographie fündig. Die zahlreichen Bilder der wirklich bildhübschen Diva versüßen die Lektüre ebenfalls. Nur die biographischen Auszüge hinterlassen einen schalen Nachgeschmack der Verwirrung.
Aufmachung
Das Hardcover zeigt auf dem Cover eine in weiß gehaltene Abbildung der Operndiva und liefert auf der Rückseite den üblichen Klappentext. Dass es sich jedoch um ein „edles Kult-Kochbuch“ handeln soll, wirkt in Anbetracht der Ausstattung und Machart übertrieben.
Eine Einführung von Bruno Tosi eröffnet das Buch. Die Rezepte folgen in zwei Teilen: „Ihr Leben in Italien“ orientiert sich vor allem an den von der Callas favorisierten Restaurants. Danach geht es zu „Leben und Reisen weltweit“, wo internationale Gerichte aus Griechenland oder Südamerika vorgestellt werden. Den Abschluss bilden die Erinnerungen von Freunden (u. a. Bruno Tosi, Riccardo Muti, Luchino Visconti), die mit einem Register, Lebenslauf und Impressum enden.
Ähnliche Titel
„Göttliche Stimmen: Lebensberichte berühmter Sängerinnen“ (Eva Rieger, Monica Steegmann – Sachbuch); „Maria Callas“ (Jürgen Kesting – Sachbuch); „Maria Callas: Mythos und Leidenschaft“ (Claudia Wolff – Hörbuch)
Herzlichen Dank an Bassermann für das Rezensionsexemplar.
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