Judita Wignall ist die Autorin von „Going Raw“ und liebt Rohkost.Zu unserem Glück hat sie ihre Küche mal kurz verlassen, um ein paar Fragen für Lazy Literature zu beantworten. (Foto: Copyright Judita Wignall)
Ursprünglich haben Sie mit Rohkost begonnen, weil Sie Probleme mit Ihrer Haut hatten. Ist das immer noch Ihr Hauptgrund dafür, bei dieser Art der Ernährung zu bleiben?
Es ist immer noch einer der Gründe, weshalb ich größtenteils Rohkost zu mir nehme, aber meine Hauptmotivation liegt im Energiegewinn. Ich habe definitiv nicht diesen Schwung, wenn ich Gekochtes esse. Zudem ist mein Gehirn weniger umnebelt und ich habe keine Verdauungsstörungen. Außerdem mag ich es, dass das lebendige Essen, das ich zu mir nehme, den Alterungsprozess verlangsamt und meine Gesundheit durch Antioxidantien und entzündungshemmende Stoffe schützt.
Was haben Ihre Familie und Freunde gesagt, als Sie ihnen von Ihrer Entscheidung erzählt haben?
Sie haben sehr viele Fragen gestellt und bis heute, sechs Jahre später, sind sie ein wenig verwirrt deswegen. Alle unterstützen mich jedoch und versuchen, mir entgegenzukommen. Ich versuche auch, ihnen entgegenzukommen, indem ich meine Ernährung flexibel handhabe, wenn ich bei ihnen bin. Es ist wichtiger, eine gute Beziehung zu den Menschen zu haben, die man liebt, als wegen einer strikten Ernährung von allen gesellschaftlichen Aktivitäten ausgeschlossen zu sein.
Im Sommer und Frühling ist es einfach, roh zu essen – zumindest vermute ich das, da es viele Dinge gibt, aus denen man wählen kann. Aber was ist mit dem Winter? Vermissen Sie nicht den Tee und heiße Suppe, um sich nach einem Spaziergang im Schnee oder Regen wieder warm zu fühlen?
Ich bin kein 100% Rohkostler. Ich glaube nicht an ein Dogma bei der Ernährung, das bestimmt, was wir die ganze Zeit essen dürfen. Ich glaube daran, dass man jahreszeitlich bedingt seine Nahrungsmittel wählen und auch auf den eigenen Körper hören sollte. Seit ich im südlichen Kalifornien lebe, genieße ich das warme Wetter und die zahlreichen Produkte, die das ganze Jahr über erhältlich sind. Mein Körper sehnt sich nach kühlerem Essen, daher fällt mir das Essen von Rohkost sehr leicht. Wenn das Wetter kälter wird, liebe ich Tees und Suppen und langsam erwärmte Nahrung wie Quinoa oder gedämpftes Gemüse. Ich würde nie jemandem, der in Montana lebt, raten, dass er sich in der Mitte des Winters komplett von Rohkost ernähren soll, aber im Sommer wäre das okay. Ich benutze meinen Dörrofen mehr im Winter, um meine Nahrung aufzuwärmen und benutze viele warme Gewürze wie Cayenne, Kurkuma und Zimt. Wenn Sie keinen Dörrofen haben, kann man die Zutaten in Zimmertemperatur verarbeiten oder sie langsam auf dem Herd erwärmen.
Wie entwickeln Sie neue Rezepte für Ihre Kochbücher?
Für jedes Buch schreibe ich nur die Titel für Rezepte, die ich gerne machen möchte. Es beginnt alles mit der Lust auf etwas und einer Idee. Zum Beispiel habe ich den Einfachen Apfelkuchen mit gesalzener Karamellsauce erfunden, weil es etwas war, das ich unbedingt essen wollte. Dann schrieb ich die Komponenten für das Rezept auf und unterwarf mich dem Versuch und Irrtum in der Küche, bis: Voilá! Ich führe auch ein Essens-Tagebuch, um mir Notizen machen zu können, wann immer ich etwas leckeres in einem Restaurant esse. Dann versuche ich, meine eigene Version zu Hause nachzukochen. Das macht viel Spaß und fühlt sich wie eine Belohnung an, wenn die Rezepte dann klappen.
Die Fotos in Ihren Büchern sind außergewöhnlich gut. Wie ist es, mit Ihrem Ehemann zusammenzuarbeiten – ist einer von Ihnen perfektionistischer als der andere?
Mit meinem Ehemann zusammenzuarbeiten macht so viel Spaß. Wir blättern gemeinsam durch Kochbücher, um uns inspirieren zu lassen. Wir lieben „Seasons“ von Donna Hay, aber wir bringen auch unseren eigenen Stil hinein. Bevor wir ein Foto machen, arbeiten wir mit einem Food Stylisten/Requisiteur zusammen wegen der Ästhetik. Das ist meine Lieblingsarbeit beim Entwickeln eines Kochbuches, aber sie ist auch die mit den größten Herausforderungen. Wir werden immer besser darin. Ich glaube, nun, nach zwei Büchern, sind wir ein gutes Team.
Wenn Sie nicht in Ihrer Küche stehen – haben Sie Hobbies, mit denen Sie sich gerne beschäftigen?
Ich bin sehr aktiv, daher liebe ich es, möglichst viel raus zu kommen, um spazieren zu gehen, zu wandern oder Rad zu fahren. Ich liebe es auch zu lesen. Ich habe fast jedes Buch über Ernährung auf dem Regal stehen, das es gibt, und ich bin süchtig nach der „Das Lied von Eis und Feuer“ (A Song of Ice and Fire)-Serie, auf der die „Game of Thrones“-TV-Serie basiert.
Was für Bücher oder Comicbücher lesen Sie gerne? Haben Sie eine Empfehlung?
Die „Das Lied von Eis und Feuer“-Serie. George R.R. Martin besitzt das Talent für großartiges Geschichtenerzählen, das einen gefangen nimmt, einem das Herz bricht, einen wütend macht und auf eine Achterbahn der Gefühle verfrachtet. Es ist erstaunlich.
Was ist eines Ihrer nächsten Projekte?
Ich eröffne einen Online-Shop namens „City and Sea Trading“, in dem es coole Gesundheitsartikel, die ich liebe, zu kaufen geben wird, und dazu T-Shirts, die mein Ehemann und ich entwerfen. Wir wollen eine Online-Boutique für gesundheitsbewusste Menschen erschaffen, die hohe Qualität, ihre Gesundheit und lokale Güter zu schätzen wissen. Es wird auch viele großartige Inhalte geben wie Videos, Rezepte und Gesundheits- und Lifestyle-Blogposts. Es wird nicht nur Rohkost enthalten, aber es wird rundum genial werden.
In Deutschland wird im September „Raw & Simple“ erscheinen. Was können Ihre Leser davon erwarten?
Die Leser werden darin 100 einfache Rezepte finden, bei denen allgemein übliche Zutaten verwendet werden, die man in den meisten Lebensmittelgeschäften findet. Es gibt ein paar Superfoods [Anmerkung: Lebensmittel mit einem besonders hohen und konzentrierten Anteil an wertvollen Inhaltsstoffen] und alternative Süßmittel geben, die für ein paar Leser neu sein könnten, aber meistens habe ich versucht, die Zutaten aus bekannten Lebensmitteln zu wählen. Für die Rezepte aus diesem Buch wird kein Dörrofen benötigt – das war ein Kommentar, den ich oft nach der Veröffentlichung von „Going Raw“ gehört habe. Viele Leute haben nicht die Zeit, um Mahlzeiten mit getrockneten Zutaten zu planen. Ich wollte ein Rohkost-Buch schreiben, das für jeden umsetzbar ist, selbst für die, die nur wenig Zeit haben.
Wie organisieren Sie sich selbst, um Ihren Unterricht bezüglich Rohkost-Zubereitung, Ihren Blog und Ihre Freizeit in Einklang zu bringen?
Ich erstelle einen Zeitplan und verteile meine verschiedenen Projekte. Manchmal ist es sehr zeitintensiv. Ich stelle sicher, dass ich viel Freizeit einplane, damit ich meine Batterien wieder aufladen kann und inspiriert genug bei dem bleibe, was ich tue. Bei Bloggern, die über Essen und Rezepte schreiben, geschieht es rasch, dass man Burn-Out erlebt.
Vielen Dank!