Jeff Strand schreibt humorvolle und zugleich sehr blutige Romane, die den Leser zum Grinsen bringen, während man wegen des Horror-Faktors schaudert. Diese Mixtur ist besonders in seiner Andrew Mayhem-Serie enthalten, die in Deutschland von Bastei Lübbe veröffentlicht wird. (Foto: Copyright Radko Keleman)

Danke, dass Sie sich die Zeit für das Interview nehmen.

Nachdem der Otherworld-Verlag sich entschlossen hat, keine weiteren Andrew Mayhem-Romane mehr zu veröffentlichen, waren Ihre deutschen Fans zutiefst enttäuscht und hatten sich fast damit abgefunden, ins Englische wechseln zu müssen, um weiterlesen zu können. Wie haben Sie sich gefühlt, als ein neuer deutscher Verlag Sie gebeten hat, Ihre Bücher übersetzen zu dürfen?

Tatsächlich habe ich von beiden Neuigkeiten in einer einzigen E-Mail erfahren. Daher gab es für mich keinen Zeitpunkt, um zu brüllen: „Oh, ich armer, armer Kerl! Das ist nicht fair! Wie konnten sie mir das antun?“ und zu weinen und gegen Möbel zu treten. Bastei Lübbe legt die beiden ersten Bücher wieder auf, daher werden die Fans hoffentlich auch „Casket for Sale (Only Used Once)“ und „Lost Homicidal Maniac (Answers to „Shirley“)“ verlangen!

Wie sind Sie auf Andrew Mayhem gekommen?

Ich wollte versuchen, eine Fortsetzungskrimi-Reihe zu schreiben und brauchte einen Dreh für meinen Helden. Ich dachte, es wäre witzig, wenn ein Privatdetektiv zwei kleine Gören als Kinder hätte, die er mitnehmen muss, wenn er unterwegs ist, um bei Verbrechen zu ermitteln. Daher war das die Basis für den Charakter.

Natürlich hörte es nach dem ersten Buch auf, eine Krimiserie zu sein und die Kinder hatten nur selten Auftritte in „Alleinstehender Psychopath sucht Gleichgesinnte“ (Single White Psychopath Seeks Same), aber das war die ursprüngliche Idee. Jetzt wird der Charakter von seinem Pech definiert und seinen schlechten Entscheidungen, die ihm alle Arten von makabrem Ärger einbringen.

Sie haben immer einen makabren Touch in Ihren Romanen. Planen Sie das oder fällt Ihnen das einfach natürlich zu? 😉

Die meiste Zeit fällt mir das einfach zu. „Grabräuber gesucht“ (Graverobbers Wanted (No Experience Necessary)) war nicht so düster geplant – das geschah einfach, während ich es schrieb! Zwischendurch plane ich es. Mein Herausgeber bei „Wolf Hunt“ war sehr deutlich, dass er einen Horror-Roman wollte, daher stellte ich sicher, dass er besonders gewalttätig und blutig war. Aber normalerweise ist das einfach die Art, wie mein Gehirn arbeitet. Ich bin seltsam.

Warum haben Sie mit den Romanen um Andrew Mayhem weitergemacht? Ist er einer Ihrer Lieblingshelden?

Er war stets als wiederkehrender Charakter geplant, und ich schrieb die ersten drei Bücher sehr rasch aufeinanderfolgend. Als ich die Serie begann, dachte ich, ich würde ein Buch pro Jahr schreiben! Aber dann schrieb ich einen Roman namens „Pressure“, der sich am besten verkaufte und mein beliebtestes Buch wurde, so dass ich, obwohl ich immer ein viertes Andrew Mayhem-Buch schreiben wollte, stattdessen immer andere Dinge schrieb.

Schließlich habe ich meinen Fans versprochen, dass es Ende 2011 einen vierten Andrew Mayhem-Roman geben würde, egal, was kommt. Ich hielt das Versprechen zwei Tage vor dem Ende des Jahres. Und ich bin sicher, dass es eines Tages einen fünften geben wird …

Derzeit werden viele Romane als Graphic Novels umgesetzt. Planen Sie etwas ähnliches mit Ihrem eigenen Werk?

Wenn ein Verleger kommen und sagen würde: „Hey, wir wollen Ihre Bücher als Graphic Novel veröffentlichen!“ würde ich sagen: „Sicher!“ Aber es ist nichts, was ich selbständig verfolgen würde. Ich bin sehr daran interessiert, Comics zu schreiben, aber wenn ich die Skripte schreiben würde, würde ich eine eigenständige Serie machen wollen statt eine Umsetzung meiner Bücher. Ich liebe die Idee, eine Fortsetzungsgeschichte zu machen.

Welcher/s Autor/Film/Comic ist für Sie die größte Inspiration gewesen?

Früh in meiner Karriere waren das Douglas Adams und Dave Barry und auch R.L. Stine, wenn auch nicht wegen seiner Horror-Schreibe. Als ich ein Kind war, war mein Lieblingsmagazin „Bananas“, für das er schrieb. Dann, als ich begann, mehr Horror zu schreiben, ging ich ungefähr in Richtung Richard Laymon.

Was lesen Sie in Ihrer Freizeit?

Ich habe lange, lange Zeit fast nichts außer Horror-Fiktion gelesen und entschloss mich kürzlich, dass ich neue Bereiche ausprobieren sollte. Einige meiner Lieblingsromane, die ich kürzlich gelesen habe, sind „Die unglaublichen Abenteuer von Kavalier & Clay“ (The Amazing Adventures of Kavalier and Clay) von Michael Chabon, „Carter, Das Spiel mit dem Teufel“ (Carter Beats the Devil) von Glen David Gold, „Ich liebe dich, Beth Cooper!“ (I Love You Beth Cooper) von Larry Doyle und, wenn ich weiter zurückgehe, „Lonesome Dove“ von Larry McMurtry. Ich liebe es auch, Sachbücher über Horrorfilme zu lesen.

Ihre Romane sind voller Humor. Haben Sie eine humorvolle Ader, mit der sie selbst in den abscheulichsten Umständen einen Funken Gelächter finden können?

Ja. Ich glaube nicht, dass ich jemals ein Buch ohne Humor schreiben wollte oder sogar schreiben könnte. Selbst Bücher wie „Pressure“, „Dweller“ und „Faint of Heart“, die ich als meine „ernsthaften“ Bücher beschreibe, besitzen viel Humor. Was dazu führt, dass die Leute denken, dass ich ein riesiger, unausstehlicher Clown wäre, aber ich bin normalerweise der ruhige in der Gruppe.

An welchen neuen Büchern arbeiten Sie gerade? Gibt es Pläne, weitere Romane in Deutschland zu veröffentlichen?

Voodoo Press wird deutsche Ausgaben meiner Romane „Benjamins Parasit“ (Benjamin’s Parasite) (Erscheinungstermin Juli 2012), „Fangboys Abenteuer“ (Fangboy) und „The Sinister Mr. Corpse“ herausbringen. Derzeit arbeite ich an ein paar unterschiedlichen Projekten zugleich, von denen zwei auf gegensätzlichen Seiten stehen: Ich versuche, mein bisher witzigstes Buch und auch mein bisher furchterregendstes Buch zu schreiben.

Danke für Ihre Zeit. Ich freue mich, dass Andrew Mayhem in Deutschland wieder „auferstanden“ ist!

Danke! Ich freue mich auch!