Kompakt

Fruchtzucker ist der Anfang allen Übels: Er verbirgt sich in Früchten, Rohkost und allerlei gesunden Lebensmitteln. Mit einer Umstellung auf die Paleo-Ernährung will Romy Dollé ihre Leser zu einem Leben ohne Fett- und Blähbauch führen, geht dabei aber arg indoktrinierend vor.

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Romy Dollé – Früchtewampe
Autor Romy Dollé
Verlag systemed
Erschienen März 2015
ISBN 978-3-942772-83-9
Seitenanzahl 200 Seiten

Zur Leseprobe.

Inhalt

Rohkost, Früchte, Milchprodukte, Gluten und Getreide, zuckerhaltige Kohlenhydrate (sog. FODMAPs, „Fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide sowie Polyole“) – sie alle können Beschwerden verursachen, die in einem Bläh- und/oder Fettbauch resultieren.

In einem kurzen Vorwort erzählt Romy Dollé zur Einführung ihre eigene Bauchgeschichte. Danach geht es in acht Kapiteln weiter, die von Rezepten über Training und Lösungsansätze reichen:

1. Quick-Fix (4 Tage lang Verzicht auf diverse Lebensmittel)
2. Dicker Bauch (Definitionen von Fett- und Blähbauch)
3. Gründe für einen dicken Bauch
4. Lösungen
5. Mahlzeitenpläne
6. Rezepte
7. Trainingspläne
8. Bezugsquellen, Adressen und Informationen

Stil und Verständnis

Wahrscheinlich hat es einen Grund, warum bei der Leseprobe zu „Früchtewampe“ das Vorwort der Autorin ausgespart wurde. Wenn man dieses anfängt, vergeht einem nämlich bereits die Lust auf die weitere Lektüre. Romy Dollé beschreibt darin ihr zwiegespaltenes Verhältnis zum eigenen Bauch: Mittels zig Methoden wollte sie ihn loswerden, doch nichts klappte – bis sie auf Früchte und Gemüse verzichtete. (Anmerkung am Rande: Interessanterweise ist der Rest des Buches nicht so rigide wie der Untertitel und das Vorwort, die beide einen kompletten Verzicht auf Früchte und Gemüse implizieren.)

Nichtsdestotrotz schafft es die Autorin auf den ersten Seiten erfolgreich, dem Leser ein schlechtes Gewissen einzureden, wenn er ihre vorgeschlagene Ernährungsmethode nicht befolgen möchte: „Vielleicht entscheidest du dich, trotz Ballonbauch nicht auf größere Mengen von Früchten, Salaten und/oder Milchprodukten zu verzichten. Das ist deine Entscheidung. Dann sei erst recht lieb mit deinem Bauch und wertschätze ihn. Er, dein unfreiwilliger Abfallkübel, leidet wegen dir an Blähungen, Druck und Schmerzen. (…) Dein Bauch gibt dir zwar immer wieder eindeutige Signale, dass er mit so viel Salat, rohem Gemüse und Früchten überfordert ist. Du ignorierst ihn und bist zudem noch unfair ihm gegenüber. So wirst du nicht glücklich und zufrieden.“ (S.10f) Oder um es auf die Spitze zu bringen: Wer dem nicht folgt, ist selber schuld: „Ist dir das zu mühsam und zeitaufwendig, dann ergib dich in deinem Unwohlsein und akzeptiere deinen Ballonbauch. Im Volksmund sagt man: „Ein Schwein frisst alles.““ (S.11)

Die passiv-aggressive Argumentation packt Romy Dollé auch dann aus, wenn es darum geht, ihren sogenannten „Quick-Fix“ auszuprobieren. Während dieser vier Tage stehen weder Rohkost, Früchte, Milch und Milchprodukte, Getreide, Soja, Hülsenfrüchte, Eier, künstliche Zusatzstoffe und industrielle Pflanzenfette auf dem Speiseplan. Auf diese Weise kann der Leser herausfinden, ob Obst, Gemüse oder manch anderes Ding eine Unverträglichkeit verursachen – eine Spezifizierung auf ein bestimmtes Lebensmittel ist im Nachhinein nicht mehr möglich, wozu auch …

Doch anscheinend kann nicht jeder so stark sein, auf all diese Dinge zu verzichten: „Verschieben und wieder verschieben kann auch ein Zeichen sein, dass du Angst vor der Wahrheit hast. Du weißt bereits jetzt, dass du gewisse Gewohnheiten hast, die dir nicht gut tun. Du willst es nicht wahrhaben und deswegen findest du immer wieder eine Ausrede, wieso du nicht mit dem Quick-Fix beginnen kannst. Das ist dann einfach so und ich will auch nicht näher darauf eingehen.“ (S.14) Das schlechte Gewissen – der stete Begleiter bei diesem Buch – folgt auf dem Fuß, genauso wie die dem Leser vorgeworfene emotionale Schwäche, nicht durchhalten zu können.

Für Vegetarier sieht die Lage beim Quick-Fix (und auch bei der Paleo-Ernährung im Allgemeinen) noch schlechter aus … Das Instant-Gelatinepulver kann durch vegetarisches Eiweißpulver ersetzt werden, die vollwertigen Mahlzeiten durch die Frühstücksshakes – für Fisch, Fleisch und Geflügel gibt es jedoch keine Alternativen, was in drei langen Punkten erläutert werden muss. Anstatt dass ein kurzer Satz sagt: Tut mir leid, diese Ernährungsmethode ist leider nicht für Vegetarier oder gar Veganer geeignet. Wollen diese also ihren Fett- und Blähbauch loswerden, haben sie anscheinend Pech gehabt.

Dazu kommt, dass die von Dollé propagierte Paleo-Ernährung nicht unbedingt alltagstauglich ist. Um konsequent zu sein, muss man vorkochen, stets wenig Stress im Arbeits- und Privatleben haben (das ist ja ungesund!) und das Ausgehen mit anderen gestaltet sich essenstechnisch ebenso schwierig (Sozialleben mit anderen Essensgläubigen wird überbewertet!). Bewusster mit seinem Körper umgehen, mehr auf das hören, was einem gut tut – das sind Anregungen, die Mut machen. Romy Dollé wünscht von ihren Lesern jedoch eine sofortige Umstellung, da ihre Methode die ultimativ richtige ist (sagt die Frau, die sich seit 20 Jahren täglich wiegt).

Das Positive – denn davon muss es ja auch etwas geben – an „Früchtewampe“ sind die schön inszenierten und fotografierten Paleo-Rezepte sowie die Trainingspläne nach dem HIT-Prinzip (High Intensive Intervall Training), die mit anschaulichen Fotos untermalt sind.

Summa summarum bietet „Früchtewampe“ eine fixierte, bevormundende und indoktrinierende Sichtweise zum Thema Ernährung. Und wenn das Wörtchen „wenn“ nicht wäre, könnte das Buch durch sein relevantes Thema richtig interessant sein.

Aufmachung

Das Hardcover besitzt ein längliches Format, das es zwar nicht handtaschentauglich, aber gut zum Mitnehmen macht. Auf der Rückseite befindet sich ein Klappentext, der sich in der Du-Form an den Leser wendet, aber eher durch Wortwiederholungen und seinen werberischen Charakter abschreckt.

Nach dem Vorwort beschreibt Romy Dollé ihren Bauch-weg-Plan in acht Kapiteln. Diese werden durch einen Anhang, Anmerkungen zur Einkaufsliste für den Quick-Fix-Plan und Schrittzähler sowie Literaturhinweise ergänzt. Danach folgen eine Danksagung, ein Epilog und eine Vorstellung der am Buch beteiligten Personen (u. a. Dave Dollé, der Pure-Training-Veranstalter aus der Schweiz). Ganz am Ende steht das Impressum.

Ähnliche Titel

„Der Paleo-Code“ (Romy Dollé – Sachbuch); „PURE FOOD“ (Romy Dollé – Sachbuch); „Warum macht die Nudel dumm?“ (Ulrich Strunz – Sachbuch)

Herzlichen Dank an den Systemed-Verlag für das Rezensionsexemplar.

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