Kompakt

Klaus Koziol zeigt anhand von Dietrich Bonhoeffers Schriften, wie man mit ihm glauben, leben und sterben lernt. Auf knapp 100 Seiten bekommt der Leser einen Einblick in die Glaubenslehre des christlichen Widerstandskämpfers, der 1945 im KZ Flossenbürg getötet wurde und bis heute zu inspirieren vermag.

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Klaus Koziol – Entschieden Christ sein
Autor Klaus Koziol
Verlag Patmos
Erschienen Januar 2015
ISBN 978-3-8436-0608-0
Seitenanzahl 96 Seiten

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Inhalt

Dietrich Bonhoeffer wurde am 4. Februar 1906 in eine privilegierte Berliner Familie hineingeboren. Entgegen der dort vertretenen Professionen beschließt Bonhoeffer Theologie zu studieren und Pfarrer zu werden. Während der NS-Zeit beteiligte er sich u.a. am Widerstandskreis zu den Kirchenführern im Ausland, nahm öffentlich Stellung gegen die Judenverfolgung und wurde 1943 verhaftet. Im April 1945 wurde er er im KZ Flossenbürg auf ausdrücklichen Befehl Hitlers getötet. Mit der Veröffentlichung seiner aus der Haft geschmuggelten Briefe unter dem Titel „Widerstand und Ergebung“ gewann Bonhoeffer langsam die Bedeutung als Theologe, die er heute hat. Klaus Koziol zeigt nun anhand der Briefe, Predigten und Bibelauslegungen den Kern seiner Glaubenslehre auf, nämlich wie man im Bonhoeffer’schen Sinn glauben, leben und sterben lernt.

Stil und Verständnis

Nach einem kurzen Vorwort, in dem der Autor seine persönliche Beziehung zu dem christlichen Widerstandskämpfer erzählt, widmet er sich in „Radix – von der Wurzel her“ einem biographischen Abriss. Im darauffolgenden Kapitel „Glauben lernen“ geht es um Bonhoeffers Besinnung auf Gott; allein von ihm aus ist Glaube überhaupt möglich, ihm muss alles anvertraut werden und Jesus Christus steht uns dabei als Helfer zur Seite. Klaus Koziol fasst diesen radikalen, schwer fassbaren Aufruf in fünf Zeilen zusammen:

„Alles von Gott oder nichts.
Alles in Christus oder nichts.
Allein von Christus oder nichts,
Allein im Gebet und durch das Handeln:
Gott und den Menschen nahe.“ (S. 45)

Es gibt keinen anderen Grund außer Gott. Und dieser Glaube lehrt uns das im dritten Kapitel forcierte „Leben lernen“. Denn durch ihn nehmen wir Jesus Christus als den archimedischen Punkt wahr, an dem wir uns ausrichten. Er gibt Halt und Sicherheit im Sturm des Lebens, wenn wir den Mut haben, uns ihm anzuvertrauen. Bonhoeffer selbst schreibt dazu: „Es gibt keinen anderen Weg zum Glauben als den Gehorsam gegen den Ruf Jesu. Was wird über den Inhalt der Nachfolge gesagt? Folge mir nach, laufe hinter mir her! Das ist alles.“ (S. 53) Das Gebet ist dabei essentiell für die Beziehungspflege zwischen Gott und Mensch. Aus ihm resultiert auch das alltägliche Handeln. Dort soll der Mensch sein Christ-Sein leben. Dies ist aber nur möglich, wenn man das eigene Leben für Gott verliert.

Und so kommt auch das vorletzte Kapitel an die Reihe, dass sich „Sterben lernen“ nennt. Der Mensch steht im Diesseits und trägt mit seinem Handeln Verantwortung vor Gott und den Menschen. Das Sterben ist ein positiver Teil des Lebens, denn der Tod ist der Beginn eines neuen Lebens in Gott. In diesem Sinn transformiert sich das Leid in der Welt auch zu einem Mittel, um Gott näher zu kommen. Und im Leid des Sterbens hat der Mensch Anteil an der Auferstehung. Den Abschluss bildet das Kapitel „Pro nobis – für uns“, in dem der Autor die drei Grundbegriffe glauben, leben und sterben lernen noch einmal kurz zusammenfasst.

Klaus Koziol betont immer wieder, dass Dietrich Bonhoeffer eine radikale Haltung vertritt. Und das ist auf beide Sinnweisen laut Duden zu verstehen: „von Grund aus erfolgend, ganz und gar“ und „eine extreme politische, ideologische, weltanschauliche Richtung vertretend“. Das Glauben Lernen, so wie Bonhoeffer sich das vorstellt, ist nicht nur schwer gedanklich zu erfassen, es erfordert auch eine stete Reflexion darüber und eine intensive Bibellektüre. Interessant ist, dass diese Haltung vielleicht gerade für Menschen in der heutigen Welt Ansporn sein könnte, wieder das Glauben lernen zu wollen. Denn dieser ist in der Welt verankert, im Alltag. Das ganze Leben dient der Ausrichtung an Christus, dadurch wird jede Handlung zum Gebet und dient als ein Mittel der Zwiesprache zu Gott. Apropos, Klaus Koziol erwähnt auch Bonhoeffers Gedanken zur Kirche kurz. Sie soll eine radikale Ausrichtung auf Jesus Christus leben und in diesem Sinn komplett von sich selbst absehen, denn „Die Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist.“ (S. 44) Ganz schön modern, nicht wahr?

Durch die direkte Ansprache des „wir“ schließt der Autor den Leser in seine Beobachtungen mit ein und lässt ihn nicht außen vor. Zum besseren Verständnis flechtet er viele Zitate mit ein, die verständlich in Kontext gesetzt werden und so auch Bonhoeffers eigenen Stil gut aufzeigen. Die Kapitel sind gut aufeinander abgestimmt, da sie kein Wissen voraussetzen, sondern dieses gut erklärt zur Verfügung stellen und kontinuierlich aufbauen. Ihnen ist jeweils ein Auszug aus dem Werk Bonhoeffers in Form eines Gedichts oder Gebets vorangestellt. Stellenweise tendiert Klaus Koziol zu einer retardierenden Schreibweise, die sich an bestimmten Wörtern aufhängt und diese innerhalb eines Satzes wiederholt. Das kann anstrengend sein, trifft aber nur auf einen Teil des Textes zu.

Besonders beeindruckend erscheint Dietrich Bonhoeffers Gottvertrauen im Angesicht der täglichen Bedrohung im KZ. Er hat das Kreuz auf sich genommen mit dem Wissen, dass Gott seinen Sohn am Kreuz auch nicht verlassen hat. Klaus Koziol macht in seinem Büchlein deutlich, dass Bonhoeffer in erster Linie viel von sich selbst forderte und selbst im Angesicht des Todes seinen Mut nicht aufgegeben hat. Die Lektüre seiner Schriften ruft dazu auf, sich ebenso kritisch mit den Themen Glauben, Leben, Sterben auseinanderzusetzen, da sie essentiell für die eigene Verortung in der Welt sind.

Aufmachung

Das A5-große Hardcover zeigt auf der Vorderseite ein Foto Dietrich Bonhoeffers aus dem Jahr 1932 und auf der Rückseite einen Klappentext samt Kurzvita des Autors.

Der Inhalt beginnt mit einem Vorwort, besitzt fünf Kapitel und schließt mit den Anmerkungen ab.

Ähnliche Titel

„Widerstand und Ergebung: Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft“ (Dietrich Bonhoeffer, Eberhard Bethge – Sachbuch); „Bonhoeffer“ (Moritz Steter – Graphic Novel); „Unterwegs mit Bonhoeffer: Stationen auf dem Weg der Nachfolge“ (Martin Schramm – Sachbuch)

Herzlichen Dank an den Patmos-Verlag für das Rezensionsexemplar.

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