Kompakt

Leonardo Padura führt Teniente Mario Conde auf eine melancholische Reise in die Vergangenheit, geschrieben in seiner einzigartigen Fabulierkunst und gespickt mit kubanischem Flair. Fast ein bisschen wie Urlaub …

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Leonardo Padura – Ein perfektes Leben – Das Havanna-Quartett
Autor Leonardo Padura
Übersetzung Hans-Joachim Hartstein
Verlag Unionsverlag
Erschienen März 2015
ISBN 978-3-293-20687-8
Seitenanzahl 336 Seiten

Inhalt

Havanna, 1989: Am Neujahrstag ist Rafael Morín, einer der Chefs aus dem Industrieministerium, spurlos verschwunden. Seine Frau Tamara erstattet Anzeige – und Teniente Mario Conde wird damit beauftragt, den Vermissten zu finden. Eigentlich wollte dieser seinen Silvester-Kater ausschlafen, rafft sich jedoch auf, gemeinsam mit Sargente Manuel Palacios, diesem Fall nachzugehen. Doch das Ganze wird zu einer Reise in die Vergangenheit, da Mario Morín 1972 als Vorsitzenden der Schülervertretung seiner Oberstufe kennengelernt hat. Tamara wurde kurz nach Beginn des Schuljahres Rafaels Freundin und später auch seine Frau, sehr zum Leidwesen des Teniente, der für die sinnliche Schönheit noch immer schwärmt …

Stil und Charaktere

Wenn Leonardo Padura schreibt, entführt er den Leser durch die Macht seiner Worte in eine andere Welt: Vielleicht liegt das am Schauplatz, Kuba knapp vor der Wirtschaftskrise, dem eigenbrötlerischen Ermittler Mario Conde oder seinem Erzählstil, der sanft auf die Figuren eingeht und kein Blatt vor den Mund nimmt.

Mario Conde wollte eigentlich Schriftsteller werden, doch sein Weg führte in zur Polizei. Obwohl der bedächtige Ermittler viele seiner Fälle löst, leidet er stets unter dem Gefühl, in seinem Leben etwas falsch gemacht zu haben: „Immer, wenn er über die Vergangenheit nachgrübelte, hatte er das Gefühl, dass er nichts war und nichts hatte. Vierunddreißig Jahre alt und zwei gescheiterte Ehen hinter sich. (…) Zehn Jahre Herumwälzen in den Kloaken der Gesellschaft hatten ihm nur die schwierigsten, bittersten Seiten des Lebens gezeigt und ihn schließlich auf bestimmte Reaktionen und Erwartungen festgelegt. (…) Was hast du aus deinem Leben gemacht, Mario Conde?, fragte er sich wie jeden Tag.“ (S.70-72)

Nicht umsonst nennt sein bester Freund Mario einen „Erinnerungsfetischisten“, da er es liebt, sich zu erinnern. Und genau das wird in zahlreichen Rückblenden aus der Schulzeit deutlich: Dort erzählt der Teniente aus der 1. Person von seinen Erfahrungen, die durch den Perspektivenwechsel viel intimer wirken. Auch wenn er das Gefühl hat, ein Versager zu sein, so erregt er beim Leser unweigerlich Mitleid und Verständnis – ja, vielleicht ist Mario Conde wirklich ein Verlierer, aber wenn, dann ein ungleich sympathischer.

Die Kriminalgeschichte entfaltet sich wie eine Blume und offenbart erst in ihrer Blüte, was wirklich dahinter steckt. Auch für Mario Conde offenbart sich nach seinem Kater, dass das neue Jahr seltsames für ihn vor hat: „Da bereute er seinen Wunsch, sterben zu wollen, und um sich das Gegenteil zu beweisen, lief er zum Bus, der unbegreiflicherweise fast leer war. Das ließ ihn ahnen, dass das neue Jahr absurd begann. Doch das Absurde besitzt nicht immer die Freundlichkeit, sich im Gewande eines am Morgen fast leeren Busses zu präsentieren.“ (S.16)

Mit seinem „Havanna-Quartett“ erstellt Padura ein Porträt der kubanischen Gesellschaft, das die Menschen akribisch beobachtet und von einem System berichtet, das für viele Leser sicherlich fremd ist. Doch er meistert es, niemanden alleine dastehen zu lassen, vor allem nicht seinen Teniente …

Aufmachung

Das kleine Taschenbuch ist eine Jubiläumsausgabe der Reihe „Rund um die Welt in 40 Jahren“, die anlässlich des eben so langen Verlagsbestehens entstand. Durch sein kleines Format passt es in jede Hand- oder Bademanteltasche und ist der perfekte Begleiter für unterwegs. Neben dem stimmungsvollen Cover befindet sich auf der Rückseite ein Foto des Autors, das mit einem Zitat ergänzt ist.

Der Inhalt beginnt mit einer Widmung des Autors sowie einem Hinweis, das alle Personen und Geschehnisse rein fiktiv sind. Danach folgen zwei Zitate von Ray Bradbury und Eliseo Diego bevor die Handlung mit ihren vier Kapiteln startet. Den Schluss bildet ein Verweis auf weitere Jubiläumsausgaben und eine Vita des Autors.

Reihenfolge

1. Das perfekte Leben (Havanna-Quartett „Winter“)
2. Handel der Gefühle (Havanna-Quartett „Frühling“)
3. Labyrinth der Masken (Havanna-Quartett „Sommer“)
4. Das Meer der Illusionen (Havanna-Quartett „Herbst“)

Ähnliche Titel

„Der Neben von gestern“ (Leonardo Padura – Roman); „Kuba fürs Handgepäck“ (Eva Karnofsky – Sachbuch)

Herzlichen Dank an den Unionsverlag für das Rezensionsexemplar.

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