Kompakt

Im schicken, knapp DIN-A6 großen Format will das kleine Büchlein dem Leser philosophische Konzepte anhand von Alltagsfragen näher bringen. Dieses Unterfangen scheitert jedoch an zwei Faktoren: Um ein breites Publikum anzusprechen, bedarf es einer einfachen Sprache und einer klaren Argumentation. Beides ist hier leider nur begrenzt vorhanden.

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Christoph Quarch – Der kleine Alltagsphilosoph
Autor Christoph Quarch
Verlag Gräfe und Unzer
Erschienen März 2014
ISBN 978-3-8338-3560-5
Seitenanzahl 144 Seiten

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Inhalt

Dr. phil. Christoph Quarch ist selbst Philosoph, Theologe und Veranstalter philosophischer Reisen. In diesem Buch will er laut Klappentext neue Denkanstöße zu einem sinnerfüllten Leben geben. Neun Themenkomplexe stehen im Mittelpunkt:

– Glück und Sinn
– Liebe und Partnerschaft
– Freundschaft und Gemeinschaft
– Arbeit und Beruf
– Freizeit und Erholung
– Gesundheit und Heilung
– Wissen und Weisheit
– Natur und Ökologie
– Spiritualität und Religion

Ein Themenkomplex beschäftigt sich mit jeweils vier bis sieben Fragenstellungen, die mehr oder weniger aktuell sind. Dem Ganzen ist eine kurze Einleitung voranangestellt. Diese beschreibt, warum es sich lohnt, sich mit der Philosophie zu beschäftigen und welchen Nutzen sie bei diversen Alltagsfragen leisten kann.

Stil und Verständnis

Der Klappentext bewirbt Christoph Quarchs Buch mit dem Slogan „Philosophie macht glücklich“. Philosophie ist von ihrem Wortursprung her die Liebe (‚philía’) zur Weisheit (‚sophía’). Sie beschäftigt sich mit den Dingen, die glücklich machen können und welche Voraussetzungen dafür gegeben sein müssen. Dass sie jedoch das Mittel zum Glücklich-Sein ist, nun ja, darüber lässt sich sicherlich streiten …

Doch zurück zum Inhalt. Die Auswahl an vorgestellten Philosophen betrifft die üblichen Verdächtigen. Neben 44 Männern finden sich nur vier Frauen, von denen eine – nämlich Diotima von Mantineia – vielleicht sogar eine fiktive Gestalt aus der Feder Platons ist.

Dieses unausgewogene Geschlechter-Verhältnis gerät durch einige Äußerungen des Autors noch mehr in Schieflage. Diese implizieren – ob beabsichtigt oder unbeabsichtigt sei dahingestellt – eine kritische Haltung zu Philosophinnen bzw. Frauen allgemein. So schreibt er zu Diotima: „Und ist es nicht wunderbar zu wissen, dass Sokrates und Platon, die größten (sic!) Philosophen der europäischen Geschichte, bei einer Frau in die Lehre gegangen sind?“ Wie schön, dass eine Frau auch Männer lehren kann (Achtung, Ironie!), aber vor allem: was ist daran so erwähnenswert? Die Tatsache, dass eine Frau Männern etwas beibringt? Dass großen Philosophen ihre Weisheit nicht angeboren ist? Oder dass eine Frau so intelligent sein kann?

Ein weiteres Fettnäpfchen liefert sich Christoph Quarch bei der jüdischen Philosophin Hannah Arendt. Ihre Bekanntheit gründet seiner Meinung nach nämlich einzig darauf, dass sie von Männern entdeckt und gefördert wurde: „Dass Hannah Arendt sich in der männerdominierten akademischen Philosophie des 20. Jahrhunderts durchsetzen konnte, verdankt sich mitnichten allein dem Umstand, dass manch namhafter Professor sich für sie begeisterte.“ Vielleicht hätte Herr Quarch in seiner Philosophen-Zusammenstellung noch ein paar Frauen aufgreifen können, um ihre Bekanntheit zu steigern – wenn deren Erfolg doch allein auf den männlichen Patronagen beruht …

„Dem kleinen Alltagsphilosoph“ hätte für eine umfassende Tour de Philosophie nicht nur mehr geschlechtliche sondern auch geographische Vielfalt gut getan. Als Vademecum in allen Lebensfragen kann das Buch leider nicht dienen. Die aktuellen Fragestellungen, wie z. B. „Ist Geiz wirklich geil?“ oder „Auf welche Schule schicke ich mein Kind?“, liefern nur bedingt konkrete Antworten. Die Stärke des Titels liegt jedoch darin, auf weitere Werke des behandelten Philosophen neugierig zu machen – und das immerhin gekonnt.

Aufmachung

Das Cover des Hardcovers ist schlicht gehalten und wird von Rodins Denker geziert. Der Titel und die Figur sind durch goldfarbenen Spotlack hervorgehoben. Mit seiner Größe, den abgerundeten Ecken und dem elastischen Gummiband erinnert der „Alltagsphilosoph“ an die berühmten Kalender und Notizbücher von Moleskine.

Neben einer Einleitung am Anfang sowie weiterführenden Büchern und Adressen am Ende stehen neun Themenkomplexe im Zentrum des Buches. Diese sind farblich voneinander abgehoben. Eine kleine Illustration und kurze allgemeine Erklärungen bilden jeweils die Einführung in diese neun Fragestellungen.

Ähnliche Titel

„Und Nietzsche lachte. Wie man mit Sokrates gelassen wird, sich mit Platon verliebt und trotz Kant den Sinn des Lebens findet“ (Christoph Quarch – Sachbuch); „Der kleine Alltagsbuddhist“ (Maren Schneider – Sachbuch); „Die philosophische Hintertreppe“ (Wilhelm Weischedel – Sachbuch); Sachbücher von Richard David Precht

Herzlichen Dank an Gräfe und Unzer für das Rezensionsexemplar.

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