BurriniSarah Burrini ist die Erfinderin von „Das Leben ist kein Ponyhof“, einer verrückt-liebenswerten Comicstripserie. Sie hat mit ihrem Webcomic Bekanntheit erlangt und es lohnt sich definitiv, einen Blick in diese herrlich verrückte Welt zu riskieren. (Foto: Copyright Jörg Faßbender)

Die Leser von Lazy Literature kennen eventuell deinen Comic noch nicht. Wie würdest Du ihn Neueinsteigern beschreiben?

Ich würde sagen, „Das Leben ist kein Ponyhof“ ist ein semi-autobiografischer Comic mit vielen Querverweisen auf die Popkulter. Es ist eigentlich ein klassischer Gag-Strip, der auch öfters man in längere Stories ausartet.

Kann man jederzeit bei der Geschichte einsteigen oder gibt es bestimmte Punkte, an denen es sich Deiner Meinung nach besser eignet?

Im Prinzip eignet es sich immer dann am Besten einzusteigen, wenn ich gerade keine Storyline zeichne. Aber auch die Storylines versuche ich so zu schreiben, dass die Neueinsteiger nicht völlig aussen vor sind. Im Webcomic habe ich ausserdem immer einen Button, der sagt „Hier fängt die aktuelle Story an“.

Wie war es, den Preis für den besten deutschen Online-Comic abzuräumen?

Sehr cool natürlich. Man hadert als Kreativer oft mit dem, was man macht und wenn man dann so eine Bestätigung von aussen bekommt, räumt das viele Selbstzweifel aus. Zu wissen, dass das, was man schafft von anderen gemocht wird, ist ein tolles Gefühl.

Du bringst in Deinen Strips sehr häufig Anspielungen auf Serien, Comics, Mangas, Bücher und andere Inhalte. Würdest Du Dich selbst als Nerd bezeichnen oder woher kommen all diese Ideen?

In der Tat habe ich mich durch den Webcomic auch mehr und mehr zu meinem Nerdtum bekannt. Auch mir selbst gegenüber. Ich bin ein klassischer Konsument der Popkultur, ich lese sehr viele Comics, Bücher, schaue viele Serien und Filme und spiele gerne Videospiele. Zuletzt habe ich sogar das Rollenspielen angefangen. Ich passe also ganz gut in die Nerdschublade.

Die Online-Comicszene scheint sehr eng zusammenzuhängen. Gibt es Künstler, mit denen Du sehr viel zusammenarbeitest oder die Du gut kennst und deren Arbeit Du besonders schätzt?

Puh, da gibts wirklich ne ganze Menge und ich würd mich jetzt schlecht fühlen, wenn ich jemanden vergesse.
Ich schätze die Arbeiten von Mario Bühling, David Malambré, Beetlebum, Schlogger, Flix, Lapinot, Tim Gaedke, Jeff Chi, Dominik Wendland, Nina Ruzicka, Adrian Von Baur, Ulf Salzmann, Thomas Walterscheid, David Füleki, Hillerkiller, David Boller, Naomi Fearn und so vielen mehr.
Ich finde, die deutsche Webcomicszene ist momentan wie eine Tüte Jelly Beans. Total bunt gemischt, für jeden Geschmack etwas. In irgendeiner Art und Weise kommt es da mit jedem mal zu einer Zusammenarbeit.

Was würdest Du Dir wünschen, wenn Du einen Wunsch für Deine Comics frei hättest?

Wenn die knollennasige Comiczeichnerfee zu mir käme und ich einen Wunsch bei ihr frei hätte, würde ich gern ausschliesslich von meinen blöden Comicideen leben können. Aber ich bin da schon ziemlich weit in dem Punkt, insofern bin ich optimistisch.

Wie findest Du die Zeit, all die Comics zu zeichnen, ein Privatleben zu haben und noch dazu zu zahlreichen Messen und Conventions zu fahren?

Im Moment klappt das alles einigermassen gut, aber es ist noch sehr holprig. Zum Beispiel muss ich den Ponyhof jetzt erstmal auf einmal die Woche kürzen, damit ich endlich an meinem Langcomic arbeiten kann. Und wie das halt so ist, wenn man einen Beruf hat, der einem so viel Spaß macht, fühlt sich das oft gar nicht so nach Arbeit an. Das bedeutet zwar, dass das Privatleben am meisten leidet, aber komplett im Workaholictum bin ich zum Glück noch nicht versunken.

Wie sind die skurrilen Mitbewohner von Deinem Alter Ego entstanden, mit denen sich die Sarah aus den Comics die Wohnung und das Atelier teilt?

Daran kann ich mich kaum erinnern. Es kommt mir alles vor wie ein zuckrig-süsser Fiebertraum nach zu viel Schokolade vorm Schlafengehen. Der Ponyhof ist tatsächlich kein „High Concept“. Die Figuren kamen alle mal auf unterschiedlicher Weise auf Postkarten oder in Kurzcomics vor und, ohne viel drüber nachzudenken, hab ich sie in meine Comics integriert. Ngumbe z.B. kam in einem gleichnamigen Vierseiter vor, in der ich versuche einen Computer gegen einen Elefanten zu tauschen. Die Figur gefiel mir so gut, dass ich Lust hatte sie weiterzuzeichnen.

Butterblume gibt es inzwischen als niedliches Plüschtier. Wie bist du auf diese Idee gekommen und wie war es, das Pony das erste Mal richtig in den Arm nehmen zu können?

Jörg Fassbender, der Betreiber des Webcomic-Online-Shops Kwimbi war sehr überzeugt von der Idee, dass Butti auch als Stofftier funktioniert. Ich hatte meine Zweifel, ob die Nachfrage dafür so gross sein würde. Als die Vorbestellungen dafür rasant eintrudelten, war ich glücklich, dass Jörg mich überredet hatte es zu versuchen. Es war natürlich ein total flauschiges Gefühl Butti dann selbst in den Händen zu halten. Ich hätte nie gedacht, dass das Pony den Weg aus meinem Kopf heraus bis zu einem Wesen aus Stoff und Nähten findet. Deswegen auch ein dickes Lob an die Stofftierfirma Steiner, die so schnell ein Gefühl für die Figur entwickelt hat.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit anderen Künstlern, wie es beispielsweise am Ende von „Das Leben ist kein Ponyhof 2“ mit David Füleki und Daniela Winkler zustande kam?

Zu solchen Zusammenarbeiten kommt es öfters, wenn Webcomiczeichner zu „Gastcomics“ aufrufen. Das passiert immer dann, wenn Zeichner mal in Urlaub fahren oder andere Gründe haben ihren Webcomic für eine Weile aussetzen zu lassen. Ich habe schon öfters Kollegen gefragt, zu denen ich bereits einen persönlichen Kontakt hatte und deren Arbeiten ich toll finde, wie bespielsweise bei Daniela und David. Manchmal haben mir Zeichner auch ohne einen konkreten Aufruf einen Comic geschickt, was natürlich extrem nett ist. Ich finde es toll, wenn andere Zeichner meine Welt interpretieren. Da kommt viel Erstaunliches dabei raus.

Vielen Dank für das Interview.